+++ 10.46 Uhr: Im Zuge der seit Mittwoch andauernden Räumung des Dorfes Lützerath sind nach Angaben der Polizei vom Sonntag insgesamt mehr als 70 Polizisten verletzt worden. Die meisten davon seien am Samstag bei den Protestaktionen der Kohle-Gegner verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Verletzungen gingen aber nur zum Teil auf Gewalt durch Demonstranten zurück. Teilweise seien die Beamten zum Beispiel auch im schlammigen Boden umgeknickt.
+++ 10.12 Uhr: Nach der Großdemonstration gegen die Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen war die Zahl der Verletzten zunächst weiter unklar. Ein Sprecher der Polizei Aachen sagte am Sonntag, es gebe noch „keine gesicherten Informationen“. Die Polizei erwartete konkrete Zahlen im Laufe des Sonntags.
Die Initiative „Lützerath lebt“ sprach von „zahlreichen Schwerverletzten“ und in einem Fall sogar von einer lebensgefährlichen Verletzung. So habe die Polizei auf den Feldern vor Lützerath „massiv Schlagstöcke, Pfefferspray, Räumpanzer, Wasserwerfer, Hunde und Pferde“ gegen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten eingesetzt.
+++ 08.52 Uhr: Nach der Großdemo am Samstag (14. Oktober) hat der Instagramkanal „luetzibleibt“ Videos und Bilder vom Polizeieinsatz veröffentlicht. Darauf zu sehen sind etwa Polizist:innen, die auf die Demonstrierende mit Schlagstöcken angriffen. Dazu schreibt die Seite: „Was wir heute und die letzten Tage erlebt haben, ist pure Polizeigewalt. Es gibt mehrere Berichte über schwere Kopfverletzungen und ein Mensch musste mit dem Helikopter in ein Krankenhaus gebracht werden.“
Update vom Sonntag, 15.01.2023, 07.36 Uhr: Die Polizei will am Sonntag die Räumung des Dorfes Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler fortsetzen. Auf dem seit Mittwoch abgeriegelten Dorfgelände halten sich nach Polizeiangaben weiterhin Klimaaktivisten auf, etwa in Baumhäusern. Zwei Aktivisten harrten außerdem in einem Tunnel unter einem Gebäude aus. Wie viele Kohlegegner noch auf dem Gelände sind, ist nicht bekannt.
+++ 21.40 Uhr: Bei Zusammenstößen zwischen Klima-Demonstrant:innen und der Polizei vor dem Dorf Lützerath sind nach Polizeiangaben mehrere Menschen verletzt worden. Auf beiden Seiten habe es Verletzte gegeben, so ein Polizeisprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Anzahl der verletzten Personen und die näheren Umstände, die zu den Verletzungen führten, wurden zunächst nicht genannt.
Rund 1000 der Demonstrant:innen, größtenteils vermummt, hätten erheblichen Druck auf Polizeiketten an der Tagebaukante und am Rande von Lützerath ausgeübt, sagte der Sprecher weiter. Infolgedessen seien Einsatzmehrzweckstöcken, Pfefferspray und Wasserwerfer zum Einsatz gekommen – allerdings erst, nachdem den Personen „unzählige Male“ Zwang angedroht worden sei. Zu weiteren Festnahmen konnte er zunächst keine Angaben machen.
Auf dem abgeriegelten Gelände von Lützerath sollen sich weiterhin Personen in Baumhäusern aufhalten, so der Sprecher weiter. Mindestens zwei Personen befänden sich weiterhin in einer „unterirdischen Bodenstruktur“. Die Polizei habe die Räumungsmaßnahmen am Samstagabend unterbrochen. Sie sollen am Sonntag fortgesetzt werden.
+++ 19.53 Uhr: Die Lage in Lützerath beruhigt sich nach und nach. Viele Demonstrierenden treten den Heimweg an. Während Fridays for Future von 35.000 Menschen ausgeht, spricht die Polizei von 15.000 Teilnehmern.
+++ 18.26 Uhr: Nach der Aufforderung der Polizei, den unmittelbaren Bereich am Braunkohleort Lützerath zu verlassen, haben viele Demonstranten den Rückweg angetreten. Die Lage habe sich bei Einbruch der Dunkelheit am frühen Samstagabend beruhigt, berichtete eine dpa-Reporterin. Demnach regnete es immer wieder stark.
Die übrigen Menschen, die zunächst in dem Bereich geblieben waren, wurden von einer breiten Polizeikette auf dem Acker zurückgeschoben, wie ein dpa-Reporter berichtete. Es habe Geschrei gegeben, aber zunächst keine Zusammenstöße.
Update vom Samstag, 14. Januar, 09.15 Uhr: Die Räumung in Lützerath wird fortgesetzt. „Oberirdisch sind wir so gut wie durch“, sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen (14. Januar). Es gebe noch etwa 15 „Strukturen“ der Aktivist:innen, darunter Baumhäuser und Verschläge. Die Nacht verlief nach Polizeiangaben „ruhig“ und ohne Zwischenfälle, nachdem die Einsatzkräfte die Räumung der Siedlung am Freitagabend erneut abgebrochen hatten.
Neben der oberirdischen Räumung werde am Samstag weiter versucht, in einen Tunnel vorzudringen, in dem zwei Menschen ausharren, so die Polizei. In einer vom „Aktionsticker Lützerath“ veröffentlichten Pressemitteilung betonten die beiden Tunnelbewohner:innen „Pinky“ und „Brain“, dass die „unsachgemäße und unqualifizierte Räumung“ durch die Polizei den Tunnel zum Einsturz und sie damit in Lebensgefahr bringen könne.
Erstmeldung vom Samstag, 14. Januar: Lützerath – In der Nähe des Braunkohleorts Lützerath werden am Samstag tausende Demonstrant:innen zu einer Demonstration gegen die Räumung der Siedlung erwartet. Die Polizei räumt den Ort seit Mittwoch (11. Januar). Ein Bündnis aus Umweltverbänden und klimapolitischen Initiativen erwartet nach eigenen Angaben mehr als zehntausend Teilnehmer.
Der Protestzug führt zunächst durch den Ort Keyenberg, der wie Lützerath zur Stadt Erkelenz gehört. In die Nähe Lützeraths folgt eine Abschlusskundgebung. Konkret fordert das Bündnis einen Räumungsstopp, um die geplante Abbaggerung der Braunkohle unter Lützerath durch den Energiekonzern RWE zu verhindern.
An der Demonstration sind unter anderem die Initiativen Alle Dörfer bleiben, Fridays for Future und der BUND beteiligt. Zu dem Protestzug werden auch die Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer erwartet. Außerdem befinden sich noch zwei Aktivisten in einem vier Meter unter einem baufälligen Haus gelegenen Tunnel.
Die Demonstranten nennen sich „Pinky“ und „Brain“. Über einen Schlauch, der bis in das unterirdische Versteck reicht, wird die Sauerstoffzufuhr gewährleistet. Da laut des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach Lebensgefahr besteht, ist es nach wie vor unklar, wann die Aktivisten aus dem Tunnel, der als nicht sicher gilt, geräumt werden können.
Laut des „Aktionsticker Lützerath“ der Aktivist:innen auf Twitter besteht durch die Fällungen und Baumhausräumungen der Polizei in Lützerath akute „Einsturzgefahr des Tunnels“. Die bereits geräumten Baumhäuser, die die Polizei herunterstürzten lässt, sind demnach bis in den Tunnel zu spüren. (chw/mse/afp/dpa)