Update vom 9. Juni, 7.30 Uhr: Der Gouverneur des ukrainischen Oblasts Mykolajiw, Witaliy Kim, hat in einem Interview die wichtige Rolle von westlichen Waffen im Kampf gegen Russland hervorgehoben. Die von westlichen Ländern gelieferten Waffen würden bereits einen Unterschied machen, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters: „Es passiert bereits und wir werden mehr Erfolg haben.“ Dabei gehe es um Artillerie, die in der Mykolajiw-Region schon zum Einsatz komme. Allerdings nannte der Gouverneur nicht, um welche spezifischen Artilleriesysteme es sich handelt.
Es „nur eine Frage der Zeit“, so Kim, bis ukrainische Truppen bedeutende Fortschritte im Süden des Landes erzielen würden. Um etwa die Region Cherson von russischen Truppen zu befreien, benötige die Ukraine aber mehr Soldaten. An dieser Stelle müsse man entweder den Weg für Truppen im Osten öffnen oder mit einer zusätzlichen Mobilisation Abhilfe schaffen.
Außerdem fürchte Kiew weiterhin russische Großoffensiven gegen Städte wie Mikolajiw und Saporischschja: „Ich denke, in den kommenden Wochen werden sie Gelegenheiten zum Angriff auf Saporischschja und Mikolajiw haben. Derzeit sehen wir aber keine Umgruppierung, keine großen Armeen für einen Angriff.“
Update vom 9. Juni, 6.35 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Schlacht um Sjewjerodonezk als richtungsweisend für den Kampf im Osten des Landes bezeichnet. „Sjewjerodonezk bleibt das Epizentrum der Auseinandersetzungen im Donbass“, sagte er in einer Videobotschaft. Das ukrainische Militär füge dem Gegner dort spürbare Verluste zu. „Das ist eine sehr brutale und schwere Schlacht. Vielleicht eine der schwersten dieses Krieges (...) In vielem entscheidet sich dort das Schicksal unseres Donbass“, so der ukrainische Staatschef.
Update vom 8. Juni, 22.03 Uhr: Nach schweren Kämpfen um das ostukrainische Sjewjerodonezk kontrolliert die russische Armee nach ukrainischen Angaben nun den größten Teil der strategisch wichtigen Stadt. Das teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Mittwoch in seinem Telegramkanal mit. Das Industriegebiet der Stadt werde aber noch von ukrainischen Kräften gehalten - ebenso wie das benachbarte Lyssytschansk, teilte Hajdaj mit. Dort gebe es durch russischen Beschuss jedoch enorme Zerstörungen in Wohngebieten.
„Was das Industriegebiet (von Sjewjerodonezk) anbelangt: Dort halten sich unsere Verteidiger. Aber die Kämpfe gehen nicht nur in der Industriezone weiter - die Kämpfe finden eben in der Stadt statt“, betonte Hajdaj. Die Lage im Industriegebiet sei jedoch nicht wie in der Stadt Mariupol, wo die Kämpfe direkt im Azovstal-Werk stattgefunden hatten.
Der Gouverneur hatte bereits am Montag eingeräumt, dass sich die ukrainischen Truppen in das Industriegebiet zurückgezogen haben. „Stand heute besteht keine Gefahr der Einkesselung. Es ist eine schwierige Lage, die aber komplett unter Kontrolle unserer Verteidiger ist“, meinte Hajdaj am Mittwoch. „Zum heutigen Tag sind leider über 90 Prozent des Luhansker Gebiets von Russland besetzt.“ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Schlacht gegen die russische Armee um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk als richtungsweisend für den Kampf im Osten seines Landes bezeichnet.
Update vom 8. Juni, 18.04 Uhr: Die Ukraine hat den neuerlichen Austausch von Toten mit Russland bekanntgegeben. 50 „Helden“ seien von Russland zurückgegeben worden, teilte das ukrainische Ministerium für Wiedereingliederung am Mittwoch mit. Unter diesen 50 Getöteten seien 37, die sich als „Helden“ am Kampf um das ukrainische Stahlwerk Asowstahl beteiligt hätten.
Der Austausch der Toten fand nach diesen Angaben in der Region von Saporischschja im Süden der Ukraine statt. Dabei habe die Regel „50 gegen 50“ gegolten. In der vergangenen Woche war bereits ein Austausch von Soldaten bekanntgegeben worden. Bei dieser Gelegenheit wurden 160 Soldaten der beiden Seiten übergeben. Die Vereinigung der Familien der Verteidiger von Asowstahl teilte bereits am Dienstag mit, dass die Leichen in Kiew angekommen seien.
Von den Toten seien ein Drittel „Verteidiger von Asowstahl“, erklärte die Vereinigung auf Telegram. Die Angehörigen warteten nun darauf, zu einer Identifizierung vorgeladen zu werden. Die letzten ukrainischen Verteidiger des Stahlwerks Asowstahl hatten sich den russischen Truppen zwischen dem 16. und 20. Mai nach drei Monaten intensiven Kämpfen ergeben. Derzeit befinden sich fast 2500 Ukrainer in russischer Kriegsgefangenschaft. Russland will sie vor ein Kriegsgericht stellen.
Update vom 8. Juni, 11.10 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte verzeichnen nach russischen Angaben hohe Verluste bei den Kämpfen um die Region Donbass im Osten des Landes. Allein bei Gefechten um die Stadt Swjatohirsk habe die Ukraine innerhalb von drei Tagen mehr als 300 Kämpfer verloren, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch in Moskau. Zudem seien 15 Kampffahrzeuge und 36 Waffensysteme zerstört worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Update vom 8. Juni, 9.20 Uhr: Nicht nur im Osten der Ukraine wird derzeit gekämpft, auch im Süden des Landes herrscht Krieg. Derzeit im Fokus: Die strategisch wichtigte Hafenstadt Odessa. Laut dem Sprecher der Militärverwaltung, Serhiy Bratchuk, verschärfen sich die Kämpfe aktuell. „Alle fünf Minuten stirbt ein russischer Soldat in der Ukraine“, sagte Bratchuk laut einem Bericht des Nachrichtenportals Kyiv Independent. Er sagte zudem, dass die ukrainischen Streitkräfte in den letzten 24 Stunden mindestens vier Mal russische Stellungen im Süden angegriffen hätten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Update vom 8. Juni, 9 Uhr: Der umkämpften Ostukraine haben russische Truppen nach Darstellung des ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch keinen Durchbruch erzielt. „Die Situation an der Front hat in den letzten 24 Stunden keine wesentlichen Änderungen erfahren“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Dienstagabend.
Am heftigsten wird weiterhin um Sjewjerodonezk, Lyssytschansk und Popasna gekämpft. Am unklarsten ist die Lage in Sjewjerodonezk. In Russland kursieren Berichte, wonach russische Berichte, die Stadt bereits eingenommen haben oder zumindest ins Stadtzentrum vorgestoßen seien. „Sie kontrollieren die Stadt nicht“, konterte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, auf Telegram.
Update vom 7. Juni, 15 Uhr: Russland hat nach Angaben von Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu fast 6500 ukrainische Soldaten in Gefangenschaft genommen. Die Zahl liege bei 6489, nachdem sich in den vergangenen Tagen 126 Angehörige der ukrainischen Streitkräfte ergeben hätten, sagte Schoigu zu den vorläufigen Ergebnissen der militärischen Spezial-Operation, wie der Krieg in Moskau offiziell genannt wird.
Nach Darstellung des Ministers wurden in den vergangenen zehn Tagen auch rund 50 Einheiten ausländischer Militärtechnik zerstört, darunter gepanzerte Fahrzeuge und Haubitzen. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren die Angaben nicht. Zur Lage in der umkämpften Großstadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine sagte Schoigu, dass dort alle Wohngebiete unter russischer Kontrolle seien. Nun gehe es um die Einnahme der Industriezone in der Stadt sowie der umliegenden Ortschaften, meinte der Minister. Insgesamt seien inzwischen 97 Prozent des Gebiets Luhansk unter russischer Kontrolle, sagte Schoigu. In der Region Donezk seien die Städte Swjatohirsk und Lyman sowie weitere 15 Ortschaften eingenommen worden, sagte Schoigu.
Update vom 7. Juni, 12.40 Uhr: Nach Angaben des nationalistischen Asow-Regiments hat Russland nun angefangen, die Leichen der im Asowstal-Stahlwerk in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol verstorbenen ukrainischen Kämpfer an die Ukraine zu übergeben. Dutzende Tote sind bereits in die ukrainische Hauptstadt Kiew gebracht worden, wo DNA-Tests zur Identifizierung durchgeführt werden, wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) unter Berufung auf eine Asow-Sprecherin und einen Militärführer berichtete.
Am Samstag (4. Juni) meldete die Ukraine den ersten offiziellen Austausch von Leichen toter Kämpfer beziehungsweise Soldaten mit der russischen Seite. Bei dem Austausch am vergangenen Donnerstag (2. Juni) seien insgesamt 320 Leichen ausgetauscht worden, wobei jede Seite 160 Leichen zurückgegeben habe. Dabei würden alle ukrainischen Leichen aus dem Asowstal-Werk stammen, betonte ein Sprecherin des Asow-Regiments, Anna Holowko.
Erstmeldung vom 7. Juni: Cherson - Im Ukraine-Konflikt werden die Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen vor allem im Osten der Ukraine ausgetragen. Diese Karte zeigt, wo der Ukraine-Krieg wütet. Doch das Militär des russischen Machthabers Wladimir Putin greift das Nachbarland nicht nur im Donbass an, sondern versucht auch im Schwarzen Meer durch ihre Marine Erfolge zu erzielen.
Der erste schwere Rückschlag für die russische Schwarzmeerflotte war dabei der Abschuss und Untergang des Kreuzers Moskwa im April. Nun hat die Ukraine einen neuen Erfolg gegen Putins Flotte gemeldet.
Nach Angaben der ukrainischen Marine wurde eine Gruppe von russischen Kriegsschiffen auf mehr als 100 Kilometer von der ukrainischen Küste vertrieben. Nach einer wochenlangen Blockade seien die russischen Schiffe nun gezwungen, „ihre Taktik zu ändern“, zitierte die britische Zeitung The Guardian die ukrainischen Seestreitkräfte. Im Kampf über die Kontrolle des nordwestlichen Teils des Schwarzen Meers hätten russische Truppen Küstenverteidigungssysteme der Typen „Bal“ und „Bastion“ in Cherson und auf der Krim stationiert. Zudem habe die russische Armee zusätzliche Truppen zur Schlangeninsel geschickt.
Allerdings räumte die ukrainische Marine auch ein, dass eine Gruppe von rund 30 russischen Schiffen und U-Booten weiterhin eine Blockade durchführen würden. Die Situation im nordwestlichen Schwarzen Meer bleibe „schwierig“. Doch die russische Marine habe nun keine vollständige Kontrolle mehr über das Gebiet. Stattdessen handle es sich nun um eine „Grauzone“. Die Angaben können nicht unabhängig verifiziert werden.
Indes flog das ukrainische Militär nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen. „Ukrainische Hubschrauber haben Schläge gegen Ansammlungen feindlicher Truppen im Gebiet Cherson geführt - und Flugzeuge gegen Munitionsdepots im Gebiet Mykolajiw“, teilte der Generalstab mit. An der Grenze der Schwarzmeer-Gebiete Mykolajiw und Cherson hatten die ukrainischen Truppen zuletzt mehrere Ortschaften zurückerobert. Eine russische Gegenoffensive in Richtung Losowe - Bila Krynyzja sei trotz Artillerie- und Luftwaffenunterstützung erfolglos gewesen, hieß es im Bericht des Generalstabs.
An der Ostfront ist die Lage für das ukrainische Militär hingegen nach wie vor schwierig. Die Russen setzten ihren Sturm auf die einstige Großstadt Sjewjerodonezk fort. Russische Angriffe in der Umgebung - im Raum Bachmut - seien abgewehrt worden, teilte der Generalstab mit. Weiter westlich rückten die russischen Truppen Richtung Slowjansk vor, ein weiteres strategisches Ziel im Ukraine-Krieg. In dem Ballungsraum ist das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte stationiert. (bb mit dpa)