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So unterschiedlich ticken Ost- und Westdeutsche: Zweifel an der Demokratie als Staatsform

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Die Berliner Mauer trennte Deutschland einst in BRD und DDR. Noch immer gibt es zwischen Ost- und Westdeutschen Unterschiede. (Symbolbild)
Die Berliner Mauer trennte Deutschland einst in BRD und DDR. Noch immer gibt es zwischen Ost- und Westdeutschen Unterschiede. (Symbolbild) © dpa / Jörg Carstensen

Wie eine Umfrage zeigt, gibt es immer noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. So stehen Ostdeutsche der Demokratie skeptischer gegenüber. Auch Migrationspolitik wird unterschiedlich bewertet.

Berlin - Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung zeigen sich bei Ost- und Westdeutschen immer noch Unterschiede. In einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach fanden Gesellschaftsforscher heraus, dass nur 42 Prozent der ostdeutschen Umfrageteilnehmer angaben, dass die in Deutschland gelebte Demokratie die beste Staatsform sei. In Westdeutschland waren 77 Prozent dieser Meinung.

Die Umfrage, die im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung durchgeführt wurde, zeigte außerdem: Das Vertrauen, dass der deutsche Staat seinen Aufgaben gerecht wird, ist in Ostdeutschland signifikant niedriger als im Westen Deutschlands. Zwei Drittel der Westdeutschen, aber nur die Hälfte der Ostdeutschen vertraut darauf, dass Grundrechte wie beispielsweise die Meinungsfreiheit, wirksam geschützt sind. Dass Gerichte unabhängig urteilen, glauben 56 Prozent der Westdeutschen aber nur 39 Prozent der Ostdeutschen. 

Ost- und Westdeutsche beurteilen die Marktwirtschaft unterschiedlich

Auch die Beurteilung des Wirtschaftssystems weist in Ost und West Unterschiede auf. So meinten 48 Prozent der westdeutschen Umfrageteilnehmer, es gebe kein besseres System als die Marktwirtschaft. Diese Ansicht teilten nur 30 Prozent der ostdeutschen Befragten. 

Mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage scheint jedoch sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland eine knappe Mehrheit zufrieden zu sein: In beiden Landesteilen ziehen 53 Prozent der Befragten derzeit eine positive Bilanz. Als Wohlstandsverlierer betrachten sich der Umfrage zufolge über die vergangenen Jahre hinweg 18 Prozent der West- wie der Ostdeutschen. Eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage sehen 34 Prozent der Westdeutschen und 36 Prozent der Ostdeutschen. Bereits im September gab der Ostbeauftragte der Bundesregierung bekannt, dass der Osten wirtschaftlich weiter aufhole. Die Zufriedenheit der Rentner unterscheidet sich ebenfalls nur leicht: In Ostdeutschland sind 50 Prozent der Rentner mit der Höhe ihrer Rente zufrieden, im Westen sind es 56 Prozent. 

Die Mehrheit der Ost- und Westdeutschen startete optimistisch ins neue Jahr

Größere Übereinstimmungen gibt es auch in anderen Punkten: So war 2018 für die Mehrheit der Deutschen, sowohl im Westen als auch im Osten, ein gutes Jahr. Nur jeder fünfte bewertete das vergangene Jahr negativ. Das neue Jahr starten Ost- und Westdeutsche gleichermaßen optimistisch. Nur jeweils 14 Prozent in beiden Landesteilen haben Befürchtungen. 

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es jedoch bezüglich der Relevanz der Herkunft. Die Mehrheit der Ostdeutschen ist überzeugt, dass zwischen Ost und West Trennlinien verlaufen. Für 52 Prozent der Ostdeutschen, und demgegenüber nur für 26 Prozent der Westdeutschen, ist die Herkunft eine der wichtigsten Trennlinien. Auch politische Einstellungen sind für Ostdeutsche eher ein Spaltungsthema. 63 Prozent der ostdeutschen Befragten denken, dass hier besonders gravierende Trennlinien verlaufen. In Westdeutschland waren 46 Prozent dieser Meinung. 

Ost- und Westdeutsche unterscheiden sich in ihrer Einstellung zur Flüchtlingspolitik

Unterschiede bezüglich politischer Überzeugungen zeigen sich vor allem anhand des Wählerverhaltens und der Einstellung zur Flüchtlingspolitik. Der Allensbach-Umfrage zufolge halten es 66 Prozent der ostdeutschen Umfrageteilnehmer und 74 Prozent der westdeutschen Befragten für vordringlich, die Fluchtursachen in den Herkunftsländern der Flüchtenden zu bekämpfen. Anders sieht es bei der Frage aus, inwieweit man die Zuwanderung nach Deutschland begrenzen sollte: Dies halten 75 Prozent der ostdeutschen und 65 Prozent der westdeutschen Befragten für dringlich. 

Die Ergebnisse der Allensbach-Umfrage basieren auf den Angaben von 1.249 Menschen, die zwischen Anfang und Mitte Januar befragt wurden. 

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