Soldaten, Hyperschallraketen und Drohungen: Das hat Putin wohl vor
Russland feiert den „Tag der Marine“: Präsident Putin nimmt die Feierlichkeiten zum Anlass und präsentiert eine neue Militärdoktrin.
Update vom Montag, 1. August, 09.45 Uhr: Putin wettet weiter darauf, dass er die westlichen Verbündeten Kiews spalten kann. Und will nicht erkennen, dass die Strafen gegen Russland wirken. Ein Kommentar zu Putins Marinedekret.

News zum Ukraine-Krieg: Putin stellt neue Militärdoktrin vor
+++ 15.30 Uhr: Russland sieht die USA und die Nato als „größte Bedrohungen“ für seine nationale Sicherheit. Die neue Marine-Doktrin, die Präsident Wladimir Putin am Sonntag im Rahmen einer feierlichen Marineparade in St. Petersburg unterzeichnete, benennt konkret Washingtons „strategisches Ziel, die Weltmeere zu dominieren,“ und die „Annäherung der militärischen Infrastruktur der Nato an die russischen Grenzen“ als Gefahren. Außerdem will Moskau demnach seine Position in der Arktis stärken.
„Russlands Innen- und Außenpolitik ist Gegenmaßnahmen der USA und ihrer Verbündeten ausgesetzt, die damit ihre Herrschaft über die Welt, einschließlich der Meere, aufrecht erhalten möchten“, heißt es in dem 55-seitigen Dokument, das Putin anlässlich des ausgerufenen Tags der russischen Flotte unterschrieb. „Das heutige Russland kann ohne eine starke Flotte nicht existieren“, heißt es weiter. Es werde seine Interessen auf den Weltmeeren „stark und entschlossen verteidigen“.
Demnach will Moskau auch seine führende Position bei der Erforschung der Arktis und der dort befindlichen Rohstoffe stärken und die „strategische Stabilität“ sichern, indem es die Nord- und Pazifikflotte ausbaut.
Tag der Marine: Putin stellt neue Militärdoktrin vor - Das beinhaltet sie
+++ 14.00 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin hat am „Tag der Marine“ eine neue Doktrin für das Militärflotte erlassen. Diese trat am Sonntag in Kraft. Zentrale Aussage der Doktrin ist, dass dem Dominanzstreben der USA Einhalt geboten werden müsse. Dies seine eine „Herausforderung für die nationale Sicherheit Russlands“.
Das Konzept sieht zudem einen massiven Ausbau der Marine vor. Die militärische Infrastruktur auf den annektierten Halbinsel Krim soll beispielsweise stark ausgebaut werden und zahlreiche, hochmoderne Flugzeugträger sollen mehrere Marinestandorte stärken. Für den Ukraine-Krieg wohl am relevantesten dürfte jedoch der Aspekt sein, dass Putin die Bewaffnung der Marine mit Hyperschallraketen (Typ „Zirkon“) ankündigte. Russland entwickelt diese bereits seit geraumer Zeit, in Fachkreisen wurde die Rakete bereits als „Putins Geheimwaffe“ bezeichnet. Putin ließ in seiner Rede in St. Petersburg jedoch offen, ob diese tatsächlich im Angriffskrieg gegen die Ukraine zum Einsatz kommen werden.
Tag der Marine: Feierlichkeiten auf der krim wurden abgesagt
+++ 12.15 Uhr: Auf der annektierten Halbinsel Krim wurden die Feierlichkeiten zum „Tag der Marine“ kurzfristig abgesagt. Das berichtet ein Korrespondent des Nachrichtensenders ntv. Begründet wird die Absage mit der Sorge vor einer mutmaßlich weiteren ukrainischen Attacke nach dem Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte am Sonntagmorgen. Die Regierung in Kiew bestreitet, dafür verantwortlich zu sein. Russland macht der Selenskyj-Regierung dahingehend Vorwürfe.
+++ 11.30 Uhr: Die russische Marine soll in den kommenden Monaten Hyperschall-Marschflugkörper vom Typ „Zircon“ erhalten. Das erklärte der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede zum „Tag der Marine“ in St. Petersburg, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. „Die Fregatte Admiral Gorschkow wird die erste sein, die mit diesen beeindruckenden Waffen an Bord in den Kampfeinsatz geht“, sagte er demnach und pries die Raketen als weltweit einzigartig an.
Das Einsatzgebiet der Raketen werde von den russischen Interessen abhängen. Die Ukraine ließ er zwar unerwähnt, erklärte aber, dass er eine neue Marinedoktrin unterzeichnet habe. Dass die Hyperschallraketen im Ukraine-Krieg eingesetzt werden könnten, scheint also möglich.
Tag der Marine: Präsident Wladimir Putin wird in St. Petersburg erwartet
+++ 10.30 Uhr: Russland feiert am Sonntag (31. Juli) den „Tag der Marine“. Unter anderem wird Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg erwartet. Dort soll eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten stattfinden, wie der Kreml mitteilte. Neben St. Petersburg sind auch in weiteren Teilen Russlands Militärparaden zur Machtdemonstration im Ukraine-Krieg geplant. Auch im Mittelmeer plant die russische Regierung offenbar eine Parade, im Hafen der syrischen Stadt Tartus.
In St. Petersburg sollen 40 Kriegsschiffe, unter anderem auch U-Boote, Teil der Parade sein.
Update vom Sonntag, 31. Juli, 09.00 Uhr: Das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte wurde offenbar bei einem Drohnenangriff getroffen. Wie der Gouverneur der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf Twitter mitteilte, wurden bei der Attacke fünf Mitarbeiter der Zentrale verletzt. „Am heutigen frühen Morgen haben ukrainische Nationalisten entschieden, uns den Tag der Marine zu verderben“, betonte Raswoschajew. Die Feierlichkeiten zum „Tag der Marine“ finden am heutigen Sonntag vor allem in St. Petersburg statt. Dabei sollen die Leistungen des Militärs gehuldigt werden, ähnlich wie am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland.
Erstmeldung vom Freitag, 29. Juli, 18.00 Uhr: Moskau – Zum traditionellen „Tag der Marine“ in Russland am letzten Sonntag im Juli sind zwei atomwaffenfähige U-Boote der russischen Marine Richtung St. Petersburg transportiert worden. Das berichtet die deutschsprachige Nachrichtenplattform Marineforum.online. Die beiden Boote „Severodvinsk“ und „Vepr“, die zur russischen Nordflotte gehörten, seien bereits Mitte Juli unweit von Bergen aufgetaucht und wurden im Anschluss von Einheiten der Nato-Marinen über Nord- und Ostsee eskortiert. Aktuelle Fotos zeigen beide Schiffe bei den Probeläufen für die Parade vor der russischen Küste.
Am Sonntag (31. Juli) sollen die Atom-U-Boote unter Dutzenden anderen Kriegsschiffen in St. Petersburg präsentiert werden. Fachleute gehen davon aus, dass die russischen Streitkräfte unter Machthaber Wladimir Putin damit zum wiederholten Mal die „Schlagkraft“ der russischen Marine demonstrieren werden. Vor dem Hintergrund des andauernden Ukraine-Kriegs gilt die Transportfahrt der Atom-U-Boote als besondere Provokation.
Verlegung russischer Atom-U-Boote zu Militärparade: Dänemark befürchtet Provokation
Eine Provokation befürchteten im Vorfeld auch bereits Anrainerstaaten an Nord- und Ostsee, die die 2013 in Dienst gestellte „Severodvinsk“ und die 18 Jahre ältere „Vepr“ auf ihrem Weg nach St. Petersburg passierten. So berichtete etwa das Nachrichtenportal des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags shz.de über Befürchtungen seitens Dänemark, dass es bei den Manövern zum „Tag der Marine“ zur Verletzung dänischer Hoheitsgewässer kommen könnte.
Hintergrund der Besorgnis war dabei, dass bereits im Juni ein russisches Kriegsschiff vor der dänischen Ostseeinsel Bornholm die Hoheitsgewässer des Landes verletzt hatte, wie etwa die niedersächsische Kreiszeitung berichtete. Der Vorfall ereignete sich bei einem Routine-Manöver, das jedoch zur gleichen Zeit stattfand wie die groß angelegte jährliche Nato-Übung „Baltops“. Der Hinweg der beiden Atom-U-Boote nach St. Petersburg verlief ohne Berichte über weitere Zwischenfälle.
Militärparade zum „Tag der Marine“ in Russland: Ministerium kündigt 47 Schiffe an
Begleitet wurden die beiden U-Boote nach ihrer Einfahrt in die Skagerrak-Meerenge etwa von der U-Jagd-Fregatte HMS Portland, spezialisierten Marine-Hubschraubern und einem Seefernaufklärungs-Flugzeug der Royal Air Force, wie Marineforum.online berichtet.
Der Tag der Marine ist ein in Russland landesweit geltender Feiertag und nach dem „Tag des Sieges“ am 9. Mai der zweitwichtigste militärische Feiertag in Russland. Laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS plane das russische Verteidigungsministerium 47 Schiffe für die Parade im Jahr 2022 ein. (ska mit dpa/AFP)