Neues Gesetz: RTL/ntv-Reporterin verlässt Russland - auch ARD und ZDF ziehen Konsequenzen
In Russland drohen bald bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russischen Streitkräfte. Mehrere Medienhäuser und Journalisten verlassen daher das Land.
Update vom 5. März, 13.15 Uhr: ARD und ZDF setzen nach der Verabschiedung des neuen russischen Mediengesetzes die Berichterstattung aus ihren Moskauer Studios vorläufig aus. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender prüften die Folgen des Gesetzes, teilte eine Sprecherin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) am Samstag auf Anfrage mit. Von ihren anderen Standorten aus werden die Sender „weiterhin das Publikum umfassend über das Geschehen in Russland und der Ukraine informieren“.
Der Kreml hat sein harsches Vorgehen gegen missliebige Berichterstattung über den Ukraine-Krieg damit gerechtfertigt, dass es einen „Informationskrieg“ gegen Russland gebe. „Im Kontext des Informationskrieges musste ein Gesetz verabschiedet werden, das eine entsprechende Entschlossenheit beinhaltet“, sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow am Samstag. Die Verabschiedung des vom Westen scharf kritisierten Gesetzes und seine Unterzeichnung durch Präsident Wladimir Putin seien „notwendig und dringend“ gewesen.
Ukraine-Krieg: RTL/ntv-Reporterin Charlotte Maihoff verlässt Russland
Erstmeldung vom 5. März, 11 Uhr: Moskau - Für Journalisten wird die Berichtserstattung vor Ort in Russland immer bedrohlicher. Mit der Unterzeichnung eines verschärften Mediengesetzes drohen bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von angeblichen „Falschinformationen“ über die russischen Streitkräfte. Große Medienhäuser wie CNN, BBC, CBC/Radio-Canada und Bloomberg haben infolgedessen ihre Arbeit in Russland ganz oder teilweise eingestellt.
Auch die RTL/ntv-Reporterin Charlotte Maihoff verließ in Folge der Gesetzesunterzeichnung das Land. Die Journalistin berichtete aus Moskau über den Ukraine-Konflikt* mit Russland und über die Stimmung im Land von Wladimir Putin*.
Nun meldete sich Maihoff am Freitag (4. März) in den sozialen Medien bei ihren Followern und bedankte sich für die Unterstützung und die vielen Respektsbekundungen, die sie in den vergangenen Tagen erhalten hat. Sie habe sich in Moskau sehr sicher gefühlt, doch das neue Gesetz nehme sie zum Anlass, das Land zu verlassen, auch wenn sie die wirkliche Gefahr noch immer in der Ukraine sehe.
RTL-Journalistin Maihoff: Sichere Ausreise aus Russland
In den Kommentaren unter ihrem Beitrag meldete sich die Journalistin nach ihrer Ausreise aus Russland zurück. Sie sei sicher in Frankfurt gelandet und nun auf dem Weg nach Köln. Der Flug sei über Abu Dhabi möglich gewesen, Istanbul wäre eine weitere Möglichkeit gewesen, berichtet Maihoff. Die Optionen Russland zu verlassen seien in den vergangenen Tagen rapide weniger geworden, erklärt die 39-Jährige weiter. „Sollte das Kriegsrecht auch noch kommen (nichts bestätigt bisher), wird es richtig schwierig. Deshalb habe ich entschieden: JETZT raus. Und zwar schnell.“
Im Ukraine-Krieg ist am Samstag (5. März) erstmals eine von beiden Seiten vereinbarte Feuerpause in Kraft getreten. Sie solle einen humanitären Korridor in der Region um die Stadt Mariupol eröffnen, bestätigten sowohl Russland als auch die Ukraine. Doch setzte Russland nach ukrainischer Darstellung seine Offensive in anderen Kriegsgebieten fort, auch gegen die Hauptstadt Kiew und die Metropole Charkiw. Der Ukraine-Krieg in Karten und Grafiken. (jsch) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA