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Schröder-Alleingang bei Putin: „Er will der Welt beweisen, wie er’s reißt“

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Von: Kathrin Reikowski

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Altkanzler Schröder (m.) mit seiner Frau Soyeon (l.) bei einem Putin-Besuch 2018. Der Ex-Bundeskanzler soll aktuell wieder in Moskau sein, um im Ukraine-Krieg zu vermitteln.
Altkanzler Schröder (m.) mit seiner Frau Soyeon (l.) bei einem Putin-Besuch 2018. Der Ex-Bundeskanzler soll aktuell wieder in Moskau sein, um im Ukraine-Krieg zu vermitteln. © Alexei Druzhinin / dpa

Gerhard Schröder ist mit seiner Frau bei Putin in Russland. Zuletzt hatte besonders die SPD Druck auf ihn ausgeübt, im Ukraine-Krieg Stellung zu beziehen.

Moskau/Berlin - Seit Mittwoch halten sich Gerhard Schröder* und seine Frau Soyeon Schröder-Kim in Moskau auf. Nach Kreml-Angaben hat schon am Donnerstag zwischen Wladimir Putin und Gerhard Schröder ein Gespräch stattgefunden. Doch ob sich daraus Konsequenzen für Russland und den eskalierten Ukraine-Konflikt ergeben, ist noch unklar. Was aber könnte Altkanzler Schröder zu dieser Reise bewogen haben? Russland-Experte Hans-Henning Schröder vermutet gegenüber t-online hinter Schröders Reise nicht nur die Sorge um die Menschen in der Ukraine.

Schröders Frau hatte auf Instagram ein Bild aus Moskau gepostet, das sie in einer betenden Haltung zeigte:

Altkanzler Gerhard Schröder und seine Ehefrau Soyeon Schröder-Kim.
Altkanzler Gerhard Schröders Ehefrau Soyeon Schröder-Kim postete ein Bild aus Moskau. © Kay Nietfeld/picture alliance/dpa

„Ich glaube, er will der Welt beweisen, wie er‘s reißt“, schätzt der Russland-Kenner als eines der Motive Schröders ein. „Jetzt seine Beziehungen unter Beweis stellen zu können und am Ende tatsächlich etwas bewegen zu können, das wäre ja ein schönes Kapitel in seiner Biografie.“

Eines scheint festzustehen: Schröders Reise erfolgte nicht auf offizielle Bitten der Ukraine*. Der ukrainische Botschafter Melnyk hatte am Freitagabend in Bild Spekulationen in diese Richtung verneint. Er ging davon aus, dass man noch am Samstag über „Kanäle, die jetzt quasi nicht öffentlich laufen“ von den Gesprächen erfahren werde und setzte eine gewisse Hoffnung in Schröders Einfluss auf Putin. Aktuelle Informationen über Schröders Besuch bei Putin finden Sie hier.

Schröder bei Putin: Russland-Experte nennt Gründe für den Alleingang

Zu Schröders Kritikern in der SPD gehört der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Er hatte im Handelsblatt gefordert, dass Schröder „die notwendigen Konsequenzen“ in Bezug auf seine Posten in russischen Unternehmen zieht. Und auch Schröders Reise zu Putin steht er skeptisch gegenüber: „Ob er mit 77 Jahren ohne jedes politische Amt tatsächlich einen realen Einfluss hat auf eine Friedensbereitschaft im Kreml, weiß ich nicht“, sagte Weil, wenngleich Schröder sicherlich gute Beziehungen zum Kreml habe.

Der Russland-Experte Schröder sieht das anders. Gegenüber t-online beurteilte er die Erfolgsaussichten des Kanzlers als gar nicht mal schlecht. „Ich glaube, Putin traut Gerhard Schröder. Wohingegen er Scholz und Macron nicht traut“, sagte Russland-Kenner Schröder. „Scholz und Macron verkörpern für Putin den Westen, der ihn über den Tisch ziehen will. Mit Schröder hat er dagegen auch schon während des Irakkriegs vertrauensvoll zusammengearbeitet.“

Alle aktuellen Entwicklungen aus dem Ukraine-Krieg erfahren Sie in unserem News-Ticker.

Ukraine-Krieg: Wie Schröder zwischen Putin und dem Westen vermitteln könnte

Die russische Seite habe nach Ansicht des Russland-Experten Schröder bisher mehrmals durchblicken lassen, dass sie nicht bereit zu Verhandlungen sei. Putin habe seit der Annexion der Krim 2014 eine eigene Weltsicht entwickelt. „Das Interessante an Gerhard Schröder ist, dass er Putin in seiner Wagenburg tatsächlich erreichen könnte. Und ihm dann zeigt, was außerhalb davon passiert.“

Ein unmittelbares, schnelles Ergebnis verspricht sich auch der Experte nicht von Schröders Besuch bei Putin. „Ich schätze nicht, dass diese Gespräche zu einem unmittelbaren Einlenken führen“, sagte er, „aber zumindest könnte es die russische Seite dazu bringen, bei bevorstehenden Gesprächen nicht wie ein Betonblock auf der eigenen Position zu verharren.“

Welche Botschaft Schröder genau in den Kreml bringe, sei unklar. „Aber ich könnte mir vorstellen, dass Putin Schröder als jemanden wahrnimmt, mit dem man von Mann zu Mann reden kann“, meinte Schröder. „Damit wäre er zumindest mal einen deutlichen Schritt weiter als Scholz und Macron.“ Am Freitagabend hatte Putin von positiven Veränderungen auf der Seite der ukrainischen Unterhändler gesprochen. Alle Entwicklungen zu den Ukraine-Verhandlungen lesen Sie im Ticker. (kat) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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