Ukraine: Russland räumt erstmals „Moskwa“-Verluste ein - Ausländische Kämpfer in Stahlwerk eingeschlossen
Selenskyj sagt, Mariupol widersetze sich weiter Russland. Ein Pro-Kreml-Kanal veröffentlichte kurzzeitig neue Todeszahlen der russischen Seite. News-Ticker.
- Ukraine-Konflikt*: Pro-Kreml-Quelle nennt Zahl getöteter russischer Soldaten - und löscht sie dann wieder. Russland benennt außerdem erstmals Verluste auf der Moskwa.
- Selenskyj behauptet, Russland wolle ein Unabhängigkeitsreferendum in besetzten Gebieten fälschen.
- Putins Verteidigungsminister Schoigu meldet die Einnahme von Mariupol. Nach Angaben aus Kiew dauert der Widerstand an. Putin wirft Kiew vor, die Kapitulation zu verhindern.
Update vom 23. April, 7.30 Uhr: Russland räumte nun erstmals Verluste beim „Moskwa“-Untergang ein (Update vom 22. April, 21.30 Uhr). Einer Analyse zufolge mussten Waldimir Putins Truppen hohe Verluste bei dem Kampf um Mariupol hinnehmen (Update vom 22. April, 21.04 Uhr). Aktuelle Nachrichten zu den militärischen Ereignissen im Ukraine-Krieg lesen Sie in unserem neuen News-Ticker.
Ukraine-Krieg: Selenskyj reagiert auf Russlands Ziele
Update vom 22. April, 23.50 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat auf Russlands Konkretisierung seiner Kriegsziele reagiert. Das Gebiet, in dem Russland sich um die Rechte der Russischsprachigen kümmern sollte, „ist Russland selbst“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Samstag.
Am Freitag hatte ein russischer hochrangiger Militär gesagt, in der zweiten Phase des Krieges in der Ukraine wolle man den Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen und da sei noch ein Zugang zu Transnistrien, wo auch eine „Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung“ festgestellt werde. Russland begründet mit dieser Argumentation auch seinen Angriffskrieg in der Ukraine. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert.
Selenskyj sagte weiter, in Russland gebe es weder Meinungs- noch Wahlfreiheit. Es gedeihe Armut und Menschenleben hätten dort keinen Wert. Die Aussagen aus Russland bestätigten zudem, was er bereits mehrmals gesagt habe: „Dass die russische Invasion in die Ukraine nur der Anfang sein sollte und sie danach andere Länder einnehmen wollen.“
Russland räumt erstmals Verluste bei Moskwa-Untergang ein
Update, 22. April, 21.30 Uhr: Russland hat bisher noch keine Verluste zum Untergang der „Moskwa“ genannt - bis jetzt. Wie das russische Verteidigungsministerium über Nachrichtenagenturen bekannt gab, sei beim Untergang des Kriegsschiffes ein Mensch gestorben. 27 weitere würden noch vermisst. Die übrigen 396 Mitglieder der Besatzung des am 14. April im Schwarzen Meer gesunkenen Lenkwaffenkreuzers seien gerettet worden.
Westliches Institut: Hohe Verluste auf russischer Seite bei Eroberung von Mariupol
Update, 22. April, 21.04 Uhr: Mariupol ist fast vollständig zerstört - etwa 95 Prozent der Gebäude. Laut einer Analyse des „Institute for Study of War“ haben die russischen Streitkräfte dabei aber hohe Verluste hinnehmen müssen. Die ukrainische Armee habe viele russische Elitekämpfer und Offiziere getötet. Immer wieder sollen die Ukrainer aus dem Hinterhalt angegriffen haben. Aktuell sollen sich noch zwölf geschwächte russische Bataillone (in voller Stärke 700 bis 1000 Soldaten) in Mariupol aufhalten, die ein von Ukrainern kontrolliertes Stahlwerk belagern.
Russisches Militär spricht von Normalisierung der Lage in Mariupol
Update vom 22. April, 20.02 Uhr: In der durch die Kämpfe schwer zerstörten ostukrainischen Hafenstadt Mariupol hat sich die Lage nach russischen Angaben normalisiert. „Die Bewohner der Stadt haben die Möglichkeit bekommen, sich wieder frei auf der Straße zu bewegen“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die Straßen würden von Trümmern und kaputter Militärtechnik geräumt, die Reste der ukrainischen Kämpfer und der „Söldner aus den USA und den europäischen Ländern“ seien „zuverlässig“ auf dem Gelände des Stahlwerks Azovstal eingeschlossen. Von unabhängiger Seite waren die Berichte nicht zu überprüfen.
Durch russische Luft- und Raketenangriffe sind laut Konaschenkow am Tag insgesamt 39 Militärobjekte getroffen worden. Unter anderem seien Munitionsdepots, aber auch Truppenansammlungen, Kommandopunkte und Militärkonvois vernichtet worden. Nahe der Ortschaft Barwinkowe im Gebiet Charkiw hätten die russischen Raketenstreitkräfte einen ukrainischen Mi-8-Hubschrauber und ein Luftabwehrsystem vom Typ Buk zerstört. Zudem teilte das Verteidigungsministerium mit, im Gebiet Charkiw ein größeres Munitionsdepot erobert zu haben.
Putin: Kiew verhindert Kapitulation ukrainischer Truppen in Mariupol
Update, 22. April, 15.34 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat Kiew vorgeworfen, eine Kapitulation der ukrainischen Truppen in der Hafenstadt Mariupol zu verhindern. „Allen Soldaten der ukrainischen Streitkräfte, den Kämpfern der nationalen Bataillone und den ausländischen Söldnern, die ihre Waffen niedergelegt haben, werden das Leben, eine menschenwürdige Behandlung im Einklang mit dem Völkerrecht und eine hochwertige medizinische Versorgung garantiert“, sagte Putin am Freitag laut Angaben des Kremls in einem Telefonat mit EU-Ratspräsident Charles Michel.
„Aber das Kiewer Regime erlaubt nicht, dass diese Möglichkeit genutzt wird“, wurde Putin in der Erklärung des Kremls weiter zitiert. Moskau hatte am Donnerstag erklärt, die russischen Truppen hätten nunmehr die Kontrolle über die Stadt mit Ausnahme des Industriegebietes von Asow-Stahl. Putin hatte die Abriegelung des Gebiets angeordnet.
Militärflugzeug der ukrainischen Streitkräfte abgestürzt
Update vom 22. April, 14.45 Uhr: Wie das das ukrainische Medienprojekt NEXTA berichtet, ist unweit der Großstadt Saporischschja ein Militärflugzeug der ukrainischen Streitkräfte abgestürzt. Es soll sich dabei um eine Antonow An-26 handeln, ein mittelgroßes Transportflugzeug.
Ersten Erkenntnissen zufolge soll eine Person ums Leben gekommen sein und zwei weitere Passagiere verletzt überlebt haben. Die Absturzursache ist noch unbekannt. NEXTA teilte bei Twitter ein Foto des zerstörten Flugzeugs.
Russland-Ukraine-Krieg: Moskau fordert Marineinfanteristen in Mariupol zur Kapitulation auf
Update vom 22. April, 13.30 Uhr: Moskau hat die verbliebenen ukrainischen Marineinfanteristen in Mariupol erneut zur Kapitulation aufgefordert. Russland ist nach eigenen Angaben „jederzeit“ zu einer Feuerpause auf dem gesamten Gelände oder Teilen des Industriegeländes Asow-Stahl in der ukrainischen Hafenstadt bereit. Voraussetzung für eine „humanitäre Pause“ wäre, dass die ukrainischen Verbände die weiße Flagge hissten, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Freitag in Moskau.
Die Feuerpause solle ermöglichen, dass sich die dort verschanzten ukrainischen Kämpfer ergeben und die Zivilisten evakuiert werden könnten. Die Zivilisten könnten dann entscheiden, ob sie sich auf russisches oder ukrainisches Gebiet begeben wollten, hieß es in Moskau.
Russland-Ukraine-Krieg: Großbritannien bildet ukrainische Soldaten an gepanzerten Fahrzeugen aus
Update vom 22. April, 13.05 Uhr: Großbritannien bildet nach Angaben von Premierminister Boris Johnson ukrainische Soldaten im Umgang mit britischen gepanzerten Fahrzeugen aus. „Ein paar dutzend“ Soldaten seien zu diesem Zweck vergangene Woche nach Großbritannien gereist, sagte ein Sprecher Johnsons britischen Medien am Donnerstagabend. Sie würden die Handhabung von 120 Fahrzeugen des Typs Mastiff, Wolfhound und Husky lernen, die an Kiew geliefert werden.
Weitere ukrainische Soldaten werden Johnson zufolge in Polen im Umgang mit Luftabwehrsystemen trainiert. Dass Russland dies als Provokation ansehen und der Konflikt eskalieren könnte, wies der Sprecher zurück. „Was eindeutig eskalierend ist, sind die Aktionen von (Russlands Präsident Wladimir) Putin und seinem Regime“, sagte er .Großbritannien hat bei den Waffenlieferungen an die Ukraine und der Ausbildung ukrainischer Soldaten eine führende Rolle übernommen, insbesondere im Bereich von Panzerabwehrraketen.
Russland-Ukraine-Krieg: 116 Marinesoldaten auf der „Moskwa“ getötet?
Update vom 22. April, 12.30 Uhr: Ein Hackerangriff? Eine versehentliche oder gewollte Meldung? Das ist nicht bekannt. Aber: Die Kreml-nahe Zeitung Readovka hatte einen Artikel zu Verlusten unter russischen Soldaten veröffentlicht. Dieser wurde mittlerweile wieder gelöscht. Wie das das ukrainische Medienprojekt NEXTA schrieb, war von 13.414 getöteten und rund 7000 vermissten Soldaten der Invasionstruppen die Rede.
Dies würde sich mit Zahlen decken, die die ukrainischen Streitkräfte in ihrer jüngsten Aktualisierung vermeldeten. Der mutmaßlich gelöschte Artikel der Readovka lieferte demnach auch neueste Erkenntnisse zu der Besatzung der angeblich versenkten „Moskwa“. Demnach verloren 116 Matrosen der russischen Kriegsmarine auf dem Raketenkreuzer ihr Leben, 100 weitere würden als vermisst gelten. Bislang hatte Moskau behauptet, dass alle 500 Marinesoldaten evakuiert worden seien.
Russland-Ukraine-Krieg: Neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten von Butscha
Update vom 22. April, 10.58 Uhr: Neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten von Butscha: Wie die Vereinten Nationen (UNO) an diesem Freitagvormittag (MEZ) bekanntgaben, wurden in der Kleinstadt nordwestlich von Kiew 50 Zivilisten hingerichtet. Nach dem Abzug der russischen Truppen nach dem gescheiterten Sturm auf die ukrainische Hauptstadt waren zahlreiche Leichen auf den Straßen entdeckt worden.
Von westlicher und ukrainischer Seite wird die 64. motorisierte Infanteriebrigade für die mutmaßlichen Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. Moskau-Machthaber Wladimir Putin hatte die beschuldigten Soldaten, die mutmaßlich in Butscha waren, unter der Woche mit dem Ehrentitel „Garde“ ausgezeichnet.

Update vom 22. April, 10.55 Uhr: Russland strebt nach Angaben eines ranghohen Generals die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass sowie die Südukraine an.
Seit Beginn der „zweiten Phase der Spezialoperation“ der russischen Armee in der Ukraine sei es „eine ihrer Aufgaben, die vollständige Kontrolle über den Donbass und die Südukraine zu erlangen“, sagte der Generalmajor Rustam Minnekajew an diesem Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen. Auf diese Weise könne eine „Landverbindung“ zur annektierten Krim-Halbinsel geschaffen werden.
Ukraine-Krieg: Angeblich mehr als 21.000 Verluste unter russischen Soldaten
Update vom 22. April, 10.45 Uhr: Die Zahlen zu russischen Verlusten decken sich in etwa. Nachdem das ukrainische Medienprojekt NEXTA mit Verweis auf das Portal Readovka von 13.414 getöteten sowie etwa 7000 vermissten russischen Soldaten schrieb, hat nun auch The Kyiv Independent mutmaßliche russische Verluste im Ukraine-Krieg veröffentlicht.
Nach Informationen der ukrainische Streitkräfte sind 21.200 russische Soldaten getötet, verwundet oder vermisst. Zudem hätten die Truppen des Kreml in den Kampfhandlungen 838 Panzer, 176 Flugzeuge und 153 Helikopter verloren. Hinzu käme der Verlust von 397 Artilleriegeschützen und 138 Raketenwerfern. 172 Drohnen und 2162 gepanzerte Fahrzeuge sollen zerstört oder erbeutet worden sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ukraine-Krieg: Tweet zu angeblichen russischen Verlusten gelöscht
Update vom 22. April, 10.00 Uhr: Belastbare Todeszahlen gibt es im Ukraine-Krieg nicht. Zwar veröffentlichen beide Seiten immer wieder Angaben, doch unabhängig prüfen lassen sich diese nicht. Nun sorgte ein Mitteilung eines kremlnahen Mediums in einem Sozialen Netzwerk für Aufsehen. Wie das ukrainische Medienprojekt Nexta am Morgen auf Twitter meldete, hatte das Portal Readovka eine Nachricht zu neuen Todeszahlen veröffentlicht, mittlerweile aber wieder gelöscht.
Darin war vom Tod von 13.414 russischen Soldaten die Rede, während etwa 7000 vermisst werden würden. Die Zahlen seien bei einem geschlossenen Briefing des russischen Verteidigungsministeriums bekannt gegeben worden. Die Todeszahl wäre ungefähr eine Verzehnfachung dessen, was Moskau Ende März offiziell angab.

Ukraine-Krieg: Freitag können wohl keine Zivilisten über Fluchtkorridore in Sicherheit gebracht werden
Update vom 22. April, 9.40 Uhr: In der Ukraine können am Freitag nach Angaben der Regierung keine Zivilisten über Fluchtkorridore in Sicherheit gebracht werden. Die Lage auf den Straßen sei zu gefährlich, teilte die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk im Messengerdienst Telegram mit. „Wegen der Unsicherheit entlang der Strecken wird es heute keine humanitären Korridore geben“, erklärte sie. „An alle, die darauf warten, in Sicherheit gebracht zu werden: Bitte wartet geduldig und haltet durch!“
Ukraine-Krieg: Selenskyj beschuldigt Moskau
Update vom 22. April, 9.15 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau beschuldigt, in den von russischen Truppen besetzten Gebieten um Kherson und Saporischschja im Süden des Landes ein gefälschtes Unabhängigkeitsreferendum abhalten zu wollen. In einer Videobotschaft am Donnerstagabend forderte Selenskyj die Bewohner der besetzten Gebiete auf, keine persönlichen Daten wie Passnummern anzugeben, die die russischen Streitkräfte von ihnen verlangen würden.
„Es geht nicht nur darum, eine Volkszählung durchzuführen“, warnte er. „Es geht nicht darum, euch humanitäre Hilfe jeglicher Art zukommen zu lassen. Es geht in Wirklichkeit darum, ein sogenanntes Referendum über euer Land zu fälschen, wenn der Befehl zur Durchführung dieser Komödie aus Moskau kommt“, sagte der ukrainische Präsident. „Es wird keine Volksrepublik Kherson geben. Wenn jemand eine weitere Annexion will, werden Russland noch stärkere Sanktionen treffen“, drohte Selenskyj.
Ukraine-Krieg: Zahlreiche Menschen haben den Osten des Landes verlassen
Update vom 22. April, 6.33 Uhr: Nach ukrainischen Angaben haben mittlerweile fast drei Viertel aller Menschen den von der Ukraine kontrollierten Teil der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes verlassen. Das sagte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, im ukrainischen Einheitsfernsehen, wie die Internet-Zeitung Ukrajinska Prawda am Freitagmorgen berichtete.
Demnach befänden sich noch rund 430.000 Einwohner in dem Gebiet. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar seien es noch mehr als 1,6 Millionen Menschen gewesen. In der nach Mariupol zweitgrößten Stadt unter ukrainischer Kontrolle in Donezk, Kramatorsk, lebten aktuell nur noch etwas mehr als 40.000 von den ursprünglich 200.000 Menschen.
Ukraine-News: Selenskyj dementiert Putin-Aussage zu Mariupol - und warnt vor weiterer Invasion
Der Widerstand in Mariupol hält offenbar weiter an. Die Hafenstadt widersetze sich weiter Russland, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Freitag. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Stadt am Donnerstagmorgen für erobert erklärt. Russischen Angaben zufolge haben sich in dem Stahlwerk Azovstal in Mariupol allerdings mehr als 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt. Putins Forderungen nach Niederlegung der Waffen kamen sie bislang nicht nach.
Selenskyj sagte weiter, Russland verlege weiter Truppen für den Krieg in die Ukraine. „Sie sammeln Kräfte und treiben neue taktische Bataillone in unser Land.“
Update vom 21. April, 22.33 Uhr: Russland hat die Einnahme der umkämpften Hafenstadt Mariupol vermeldet. Dem widersprachen nun die USA. Die ukrainischen Kämpfer kontrollieren demnach weiter Teile der Stadt. Die Meldung aus Russland bezeichnete der Sprecher des US-Außenministeriums laut ntv als „Show für die Medien“ und einen weiteren Fall von russischer Desinformation. Wladimir Putin hatte zuvor im TV seinem Verteidigungsminister zur „Befreiung von Mariupol“ gratuliert.
Ukraine-News: Russlands Armee offenbar nun besser organisiert
Update vom 21. April, 20.48 Uhr: Nach Experteneinschätzung hat das russische Militär seine Kriegsführung im Ukraine-Konflikt mittlerweile verbessert. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagten mit der aktuellen Lage vertraute Experten demnach, dass Russland einige Probleme behoben habe, die zum Start des Angriffskrieges bestanden hätten. So arbeite die Kommandostruktur nun effektiver, auch Artillerie und Drohnen würden sinnvoller und effektiver eingesetzt werden und die Einheiten würden geschlossener vorgehen.
Dies könnte auch daran liegen, dass Wladimir Putin mit Alexander Dwornikow - der als „Schlächter von Syrien“ bekannt geworden war - kürzlich einen Oberbefehlshaber für den Ukraine-Feldzug eingesetzt hatte. Zuvor hatte es keinen russischen Militär gegeben, der den gesamten Krieg koordiniert hatte.
Ukraine-Gräuel: Offenbar Massengrab nahe Mariupol entdeckt
Update vom 21. April, 19.49 Uhr: Nach Angaben des Kyiv Independent wurde in einem Dorf nahe Mariupol ein knapp 300 Meter langes Massengrab entdeckt. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Satelliten-Aufnahmen. Die Grube sei demnach bereits zwischen dem 23. und 29. März ausgehoben worden. Zuvor hatte demnach bereits ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol davon gesprochen, dass das russische Militär ein Massengrab für getötete Ukrainer in einem Dorf nahe Mariupol ausgegraben habe. Dem Bericht nach war der Berater vom Ausmaß des Massengrabes allerdings selbst schockiert.
Eine unabhängige Prüfung dieses Berichts ist aktuell nicht möglich. Weder sind die Fotos vom Massengrab zu bestätigen, noch wer dieses zu welchem Zweck ausgehoben haben könnte.
Der Bürgermeister von Mariupol, Vadym Boichenko, sagte am Donnerstag dazu gegenüber dem britischen Guardian, dass Russland Leichen von Zivilisten, die in Mariupol durch den Beschuss umgekommen seien, mit LKWs zu dem Massengrab befördert hätte. So habe man versucht „Beweise für Verbrechen“ zu verbergen. Der Bürgermeister schätzt, dass insgesamt seit Kriegsbeginn mehr als 20.000 Einwohner von Mariupol ums Leben gekommen seien. Die meisten Leichen seien mittlerweile entfernt worden. Dabei seien auch mobile Krematorien zum Einsatz gekommen.

Update vom 21. April, 18.42 Uhr: Nach russischen Angaben hat die Armee Mariupol - mit Ausnahme des Stahlwerks - eingenommen. Doch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält die Hafenstadt Mariupol noch nicht für komplett verloren. „Die Situation ist schwierig, die Situation ist schlecht“, sagte der Staatschef am Donnerstag Journalisten örtlichen Medien zufolge in Kiew. Es gebe mehrere Wege, die Stadt zu befreien.
„Es gibt einen militärischen Weg, auf den man sich vorbereiten muss, und wir bereiten uns vor“, sagte Selenskyj. Dazu brauche es die Hilfe westlicher Partner. „Für uns selbst ist es schwierig, wir brauchen entsprechende Waffen, doch denken wir darüber nach“, meinte er. Ein anderer Weg sei ein diplomatischer, humanitärer.
Kiew habe Moskau bereits mehrere Varianten vorgeschlagen, darunter einen Austausch von „Verwundeten gegen Verwundete“. „Dort gibt es über 400 Verwundete in dieser Zitadelle. Das sind nur die Soldaten.“ Es gebe ebenfalls verletzte Zivilisten. „Vor uns liegen entscheidende Tage, die entscheidende Schlacht um unseren Staat, um unser Land, um den ukrainischen Donbass“, betonte Selenskyj.
Ukraine-Krieg: Mariupol-Stahlwerk weiter im Zentrum der Gefechte
Update vom 21. April, 15.55 Uhr: Das Stahlwerk Asowstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol befindet sich weiter im Zentrum der Gefechte. Vadym Boichenko, der Bürgermeister Mariupols, sagte am Donnerstag, es gebe derzeit keine Möglichkeit, Zivilisten aus der Anlage zu evakuieren. Gleichzeitig appellierte er, schnellstmöglich einen Waffenstillstand und einen Korridor für die Evakuierung zu ermöglichen.
Seit dem 13. März gelang es, mehr als 100.000 Zivilisten aus der Hafenstadt Mariupol zu schaffen. Rund 100.000 Personen seien aber noch immer in der Stadt, so Boichenko. „Leider haben sich viele Einwohner dafür entschieden, in der Stadt zu bleiben, weil sie davon ausgingen, die Routen seien nicht sicher.“ Lediglich vier Busse verließen am Mittwoch die Stadt, 80 Zivilisten konnten so nach Saporischschja gebracht werden.
Mariupol gilt als strategisch wichtig gelegen. Die Stadt befindet sich am Asowschen Meer und stellt die Landverbindung zwischen der von Russland annektierten Krim und dem Donbas dar. Militärexperten und Analysten gehen auch deshalb davon aus, dass die Ukraine wie auch Russland den Kampf um Mariupol nicht aufgeben wollen.
Ukraine-Krieg: Kommandeur sendet Verzweiflungs-Ruf aus belagertem Stahlwerk direkt an Deutschland
Update vom 21. April, 12.17 Uhr: Ein ukrainischer Kommandeur, der sich wie offenbar hunderte anderer Soldaten und Zivilisten im Stahlwerk des völlig zerstörten Mariupols verschanzt hat, richtet wohl einen Appell direkt an Deutschland. Er habe in der Nacht eine Nachricht über einen Messengerdienst an die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gesendet, wie das Blatt berichtet.
Der Appell richte sich „an das deutsche Volk“, den Bundeskanzler Olaf Scholz, den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier* und die Außenministerin Annalena Baerbock*. Der Kommandeur der 36. Brigade der Marineinfanterie, Serhij Wolyna, schrieb laut FAZ: „Mariupol ist noch zu retten! Die Welt muss endlich ‚nie wieder‘ sagen und uns helfen.“
Er richte an Deutschland die Bitte, „als Garanten für den sicheren Auszug der Zivilbevölkerung und des Militärs aus der belagerten Stadt aufzutreten“. Das Böse sei jetzt wieder da, das die Welt 1945 habe stoppen können. Die Deutschen hätten dies „im Gedächtnis wie niemand sonst“.
Wolyna wird weiter zitiert: „Die russischen Besatzer zerstören unsere Städte, töten unsere Kinder, vergewaltigen unsere Frauen und verüben einen Genozid an unserem Volk.“ Deutschland könne sich jetzt „auf die richtige Seite der Geschichte stellen und den Faschismus im Keim stoppen, ehe er alles um sich herum verbrennt“. In den Kellern des Stahlwerks in Mariupol lägen „meine verwundeten Soldaten im Eiter ihrer Wunden“, während die Stadt von Russland ohne Unterlass beschossen werde.
Von unabhängiger Seite konnten diese Berichte nicht überprüft werden. Allerdings hatte es in den Tagen zuvor auch schon von ukrainischer Seite Berichte gegeben, dass die Stadt Kreminna im Ukraine-Krieg gefallen sei.
Ukraine-Krieg: Offenbar noch 1000 Zivilisten und 500 verwundete Soldaten in Stahlwerk
Update vom 21. April, 11.00 Uhr: Die ukrainische Regierung hat von Russland für das eingekesselte Stahlwerk Asowstal in Mariupol einen humanitären Korridor gefordert. „Dort befinden sich gerade etwa 1000 Zivilisten und 500 verwundete Soldaten. Sie müssen alle heute aus Azovstal herausgeholt werden!“, schrieb Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram. Sie rief „die Welt“ dazu auf, alle Anstrengungen im Ukraine-Krieg jetzt auf das Stahlwerk zu konzentrieren.
Ukraine-Krieg: Kiew-Vertreter spricht plötzlich von „Probeangriffen“ Russlands
Kiew - Hat Russlands neue Großoffensive im Ukraine-Krieg schon begonnen oder kommen die schlimmsten Angriffe von Wladimir Putins Truppen erst noch? Dem Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates zufolge ist letzteres der Fall. Olexij Danilow sagte in einem Radiointerview, dass die Großoffensive Russlands in der Ukraine noch nicht begonnen habe. Das berichtete die ukrainische Internet-Zeitung Ukrajinska Prawda am Mittwochabend (20. April). Am Dienstagmorgen hätte es zwar Angriffe entlang der gesamten Frontlinie auf dem Territorium der Gebiete Donezk, Luhansk und Charkiw gegeben, sagte Danilow. Es sei aber wahrscheinlich, dass es sich dabei erst um „Probeangriffe“ gehandelt habe.
Ukraine-Krieg: Pessimistische Prognose für ganzes Land - Schlacht um Donbass werde nicht Letzte sein
Wann die sogenannte große Offensive beginne, sei nur eine Frage der Zeit, sagte Danilow weiter. Moskau könne in den nächsten zwei bis vier Wochen immer noch neue Ressourcen und Reserven in großen Mengen aufbauen. Er warnte zudem davor, zu denken, dass die Kämpfe um den Donbass die letzte und entscheidende Schlacht in dem Krieg sein würden. „Ich wäre nicht so optimistisch, es können jede Menge verschiedene Dinge noch vor uns liegen.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* erwartet seit mehreren Tagen den Beginn einer Großoffensive russischer Truppen, die sich nach dem Rückzug aus Gebieten rund um die Hauptstadt Kiew und im Nordosten des Landes Anfang April nun in den russischen Grenzregionen zur Ukraine oder im Osten der Ukraine neu aufstellen.
Ukraine-Krieg: Russlands Verteidigungsminister behauptet, Mariupol eingenommen zu haben
Das russische Militär hat nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu derweil die umkämpfte südostukrainische Hafenstadt Mariupol unter seine Kontrolle gebracht. Das teilte Schoigu am Donnerstag bei einem mit Wladimir Putin im Staatsfernsehen übertragenen Treffen mit. Die Einnahme Mariupols gilt allerdings nicht für das Stahlwerk Asowstal, in dem sich noch immer Zivilisten aufhalten.
Ukraine-Krieg: Putin will Stahlwerk in Mariupol doch nicht stürmen lassen
„Die verbliebenen ukrainischen Kampfeinheiten haben sich auf dem Industriegelände der Fabrik Azovstal verschanzt“, sagte Schoigu. Präsident Putin ordnete an, das Stahlwerk nicht zu stürmen. Ein entsprechender Befehl solle zurückgenommen werden. Allen Gefangenen werde das Leben garantiert, sagte Putin. Er sprach von einem Erfolg und der „Befreiung Mariupols“ und ordnete an, die beteiligten Militärs auszuzeichnen. „Sie sind alle Helden“, sagte Putin.
Nach Darstellung Schoigus sind die ukrainischen Einheiten vollständig blockiert. Der Minister versicherte, dass die Fabrik in drei bis vier Tagen ebenfalls eingenommen werden solle. Über die angebotenen humanitären Korridore habe niemand das Werk verlassen, sagte der Minister. Zuvor hatte die ukrainische Seite Verhandlungen vorgeschlagen über das Schicksal der Kämpfer und die Rettung von Zivilisten, die in dem Werk Zuflucht gesucht hätten.
Experten befürchten, dass den verbliebenen Zivilisten in Mariupol noch Schlimmeres droht* als in Butscha*, wo nach dem Abzug der russischen Truppen Leichen von Zivilisten und Massengräber gefunden worden waren. (dpa/afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.