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Attentäter von Japans Abe hat schwere Strafe zu erwarten - Historiker: „Als wäre Merkel erschossen worden“

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Von: Florian Naumann, Marcus Giebel, Lukas Schierlinger

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Japans Ex-Regierungschef Shinzo Abe kam bei einem Attentat ums Leben. Dem Todesschützen droht nun womöglich ebenfalls der Tod.

Update vom 11. Juli, 19.25 Uhr: Der bei einem Attentat getötete frühere japanische Premierminister Shinzo Abe wird am Dienstag bestattet. Die Trauerfeier soll in Tokios Zojoji-Tempel im privaten Kreis stattfinden, eine öffentliche Zeremonie ist für einen späteren Zeitpunkt geplant.

Attentat auf Abe: Deutsch-japanischer Historiker rechnet mit Todesstrafe für Schützen

Update vom 10. Juli, 12.45 Uhr: Erwartet den 41-Jährigen, der das tödliche Attentat auf den früheren japanischen Premier Shinzo Abe begangen hat, der Tod durch den Strick? In der Bild mutmaßt Dr. Takuma Melber, Deutsch-Japaner und Historiker am Heidelberger Zentrum für Transkulturelle Studien: „Aufgrund der Größe Abes als Staatsmann, kann ich mir nicht vorstellen, dass es bei diesem Verbrechen kein hartes Urteil geben wird. Ich gehe davon aus, dass der Täter zum Tode verurteilt wird.“

Das würden wohl auch viele Japaner befürworten. „Die Befürworter der Todesstrafe sind in Japan deutlich in der Überzahl. Keine zehn Prozent der Bevölkerung lehnen die Todesstrafe ab“, wird Melber weiter zitiert. Der 39-Jährige ergänzt: „Japan befindet sich aktuell im Schockzustand. Bis zum Samstag ging der Durchschnittsjapaner noch davon aus, in einem der sichersten Länder der Welt zu leben.“ Hinzu komme die Bedeutung des Ermordeten: „Für uns Deutsche ist das so, als wäre Angela Merkel erschossen worden.“

Update vom 10. Juli, 10.30 Uhr: Offenbar hatte der Attentäter von Japans Ex-Regierungschef Shinzo Abe zunächst einen Bombenanschlag geplant. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der 41-Jährige versucht habe, eine Bombe zu bauen. Laut Medienberichten soll er nach seiner Verhaftung von einem Hass auf eine religiöse Gruppierung gesprochen haben, die Abe unterstützt habe.

Demnach habe seine Mutter diese Gruppe mit hohen Summen durch Spenden unterstützt, was sie ruiniert habe. Während Polizei und Japans staatstragende Medien den Namen der Organisation bislang nicht nennen, will das Online-Magazin Gendai Business aus Ermittlungskreisen erfahren haben, dass es sich um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handele. Dieser Name war zuvor bereits bei Spekulationen im Internet mehrfach gefallen (siehe Update vom 9. Juli, 7 Uhr).

Attentat in Japan auf Abe: Regierungschef Kishida besucht Witwe

Update vom 9. Juli, 9.43 Uhr: Nach dem Attentat auf Shinzo Abe, ist der Leichnam des Ex-Premiers von der alten Kaiserstadt Nara in die Hauptstadt Tokio gebracht worden. Ein Leichenwagen verließ am Samstagmorgen (Ortszeit) das Krankenhaus, in dem der Politiker mit Schusswunden behandelt und später für tot erklärt worden war, in Begleitung von Abes Frau Akie. Später traf der Wagen vor ihrem Wohnsitz in Tokio ein, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Regierungschef Fumio Kishida stattete der Witwe einen Kondolenzbesuch ab.

Ich glaube nicht, dass es in Japan mit seinen strengen Waffengesetzen genügend Vorsichtsmaßnahmen für Schusswaffen gibt.

Experte für Personenschutz nach dem tödlichen Attentat auf Ex-Premier Abe

Indes steht auch die Frage um Japans Sicherheitsmaßnahmen im Raum. „Ich glaube nicht, dass es in Japan mit seinen strengen Waffengesetzen genügend Vorsichtsmaßnahmen für Schusswaffen gibt“, wurde ein Experte für Personenschutz von der Zeitung „Nikkei“ zitiert. Der Täter hatte sich am Vortag Abe bei einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara auf offener Straße von hinten genähert und aus wenigen Metern Entfernung zweimal auf den Politiker geschossen. Die Nationale Polizeibehörde will laut Medienberichten nun ihr Sicherheitsprotokoll für prominente Persönlichkeiten auf Mängel hin überprüfen.

Attentat in Japan: Hinweise auf Motiv - Hass auf „bestimmte“ religiöse Organisation?

Update vom 9. Juli, 7 Uhr: Das Attentat auf Japans Ex-Premier Abe hat in aller Welt Entsetzen ausgelöst. Nun mehren sich Hinweise auf das Motiv des Täters. Der Mann soll Hass auf eine „bestimmte“ religiöse Organisation hegen, zu der Abe Beziehungen gehabt habe.

Der Attentäter des früheren japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe soll ursprünglich den Anführer einer religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. Das habe der am Vortag festgenommene Japaner beim Verhör ausgesagt, erfuhr die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag aus Ermittlerkreisen. Der 41-Jährige sei „unzufrieden“ mit Abe und habe ihn „töten“ wollen, wurde er zitiert. Er hege einen Hass auf eine „bestimmte Organisation“, zu der Abe Verbindungen habe.

Attentat in Japan: Erste Hinweise zum Motiv des Täters - Spekulationen im Internet

Die von Japans Medien transportierte vage Bezeichnung „bestimmte“ religiöse Organisation schürte im Internet Spekulationen: Es könnte sich dabei eventuell um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handeln. Die auch als Mun-Sekte bekannte Vereinigungskirche hat Mitglieder in vielen Ländern, darunter auch in Japan, und unterstützt konservative politische Anliegen. Politiker wie der frühere US-Präsident Donald Trump und Abe gelten als ihr freundlich gegenüber eingestellt. Mun, der stark anti-kommunistisch gesinnt war, hatte sie 1954 gegründet.

Wie der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK am Samstag aus Ermittlungskreisen erfuhr, soll der Attentäter ausgesagt haben, dass seine Mutter der „bestimmten Organisation“ beigetreten sei und ihr sehr viel Geld gespendet habe. Die Familie habe das zerrüttet.

Japan: Shinzo Abe bei Mordanschlag getötet - Attentat wirft Fragen auf

Das Attentat warf währenddessen Fragen auf, wieso das Sicherheitspersonal vor Ort den Anschlag mit einer selbstgebauten Schusswaffe nicht verhindern konnte. „Ich glaube nicht, dass es in Japan mit seinen strengen Waffengesetzen genügend Vorsichtsmaßnahmen für Schusswaffen gibt“, wurde ein Experte für Personenschutz von der japanischen Zeitung „Nikkei“ am Samstag zitiert. Die Nationale Polizeibehörde will laut Medienberichten nun ihr Sicherheitsprotokoll für prominente Persönlichkeiten auf Mängel hin überprüfen.

Update vom 8. Juli, 12.35 Uhr: Ärzte haben den Tod von Japans Ex-Premier Shizo Abe bestätigt. Der frühere Regierungschef sei mit einem Herzstillstand in die Notaufnahme eingeliefert worden, sagte der Medizinprofessor Hidetada Fukushima von der Universitätsklinik in der Stadt Kashihara. „Es wurden Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Leider ist er jedoch um 17.03 Uhr gestorben.“

Aufnahmen des öffentlich-rechtlichen Senders NHK zeigten, wie Abe auf einer Bühne steht, als ein lauter Knall zu hören und Rauch in der Luft zu sehen ist. Während sich die Anwesenden ducken, wird ein Mann von Sicherheitskräften überwältigt. Abe war zunächst von 2006 bis 2007 und dann von 2012 bis 2020 Regierungschef Japans. Er ist damit der Ministerpräsident in Japan, der am längsten regierte.

Am Sonntag sollten in dem Land Wahlen zum Oberhaus des Parlaments stattfinden. Politiker mehrerer Parteien kündigten nach den Schüssen auf Abe an, ihren Wahlkampf auszusetzen. Regierungschef Kishida sagte mit Blick auf die anstehende Wahl, es sei noch „keine Entscheidung“ getroffen worden. Die Waffengesetze in Japan zählen zu den strengsten der Welt, die Todesfälle durch Schusswaffengewalt liegen in dem Land mit 125 Millionen Einwohnern jedes Jahr im einstelligen Bereich.

Japan: Shinzo Abe bei Mordanschlag getötet, Scholz reagiert - auch Putin verurteilt Attentat

Update vom 8. Juli, 12.18 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich fassungslos über den Mordanschlag auf den früheren japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe geäußert. Das tödliche Attentat mache ihn tieftraurig, schrieb der SPD-Politiker am Freitag auf Twitter. Sein tiefes Mitgefühl gelte Abes Familie und dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida. „Wir stehen auch in diesen schweren Stunden eng an der Seite Japans“, versicherte Scholz.

Auch die EU-Spitzen zeigten sich entsetzt. Der „brutale und feige Mord“ an Abe „schockiert die Welt“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag auf Twitter. EU-Ratspräsident Charles Michel würdigte den Ex-Ministerpräsidenten auf Twitter als „großen Mann“ und erklärte: „Japan, die Europäer trauern mit dir.“

US-Außenminister Antony Blinken sagte am Rande des G20-Treffens in Indonesien in einer ersten Reaktion auf das Attentat, die USA seien „zutiefst besorgt“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den „niederträchtigen“ Angriff“ auf Abe, während Russland von einem „Akt des Terrorismus“ sprach. Kreml-Chef Putin nannte Abes gewaltsamen Tod einen „unersetzlichen Verlust“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf Twitter von einer unverzeihlichen Gewalttat. Auch Südkorea und China verurteilten das Attentat.

Update vom 8. Juli, 10.57 Uhr: Japans Ex-Premier Shinzo Abe ist nach dem Mordanschlag bei einer Wahlkampfveranstaltung verstorben. Das berichten japanische Medien unter Berufung auf einen ranghohen Vertreter von Abes Partei LDP.

Örtliche Medien identifizierten unterdessen den Tatverdächtigen als 41-jährigen Ex-Marinesoldaten. Er trug demnach eine selbstgebaute Waffe bei sich. Laut dem Sender NHK sagte der Mann der Polizei nach seiner Festnahme, dass er auf Abe geschossen habe, „um ihn zu töten“.

Eine Augenzeugin sagte dem Sender NHK, ein Mann habe sich Abe von hinten genähert. Der Angreifer habe mindestens zwei Schüsse abgegeben. „Nach dem zweiten Schuss haben Leute ihn (Abe) umringt und ihm eine Herzdruckmassage gegeben.“

Shinzo Abe: Mordanschlag auf Japans Ex-Regierungschef - Verdächtiger nennt angeblich Motiv

Update vom 8. Juli, 9.36 Uhr: Der mutmaßliche Attentäter des früheren japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe schoss einem Medienbericht zufolge aus Unzufriedenheit auf den Politiker. Der 41-Jährige habe nach seiner Festnahme gesagt, er sei „unzufrieden“ mit Abe und habe ihn „töten“ wollen, berichtet der Fernsehsender NHK.

Bei dem Mann soll es sich um ein Ex-Mitglied der Selbstverteidigungsstreitkräfte des Landes handeln. Der Japaner soll mit einer selbstgebastelten Schusswaffe von hinten zwei Schüsse auf Abe abgefeuert haben, als dieser in der Stadt Nara gerade eine Wahlkampfrede hielt. Abe sei in der linken Brust getroffen worden. Der rechtskonservative Politiker soll einen Herz-Lungen-Stillstand erlitten haben. Er befinde sich in einem ernsten Zustand, sagte Premier Kishida.

Update vom 8. Juli, 8.30 Uhr: Japans früherer Ministerpräsident Shinzo Abe ist nach dem Anschlag in einem „ernsten Zustand“. Das sagte sein Nachfolger und Parteifreund, der amtierende Regierungschef Fumio Kishida, am Freitag zu Journalisten. Kishida verurteilte den Anschlag in der Stadt Nara aufs „Schärfste“.

Mordanschlag auf Shinzo Abe: Ex-Militär der Täter?

Update vom 8. Juli, 7.45 Uhr: Der Anschlag auf Japans früheren Ministerpräsidenten Shinzo Abe soll einem Medienbericht zufolge von einem Ex-Mitglied der Selbstverteidigungsstreitkräfte des Landes verübt worden sein. Das berichtete der japanische Fernsehsender NHK am Freitag unter Berufung auf Quellen im Verteidigungsministerium.

Update vom 8. Juli, 7.23 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken äußerte sich erschüttert über das Attentat. „Dies ist ein sehr, sehr trauriger Moment“, sagte Blinken am Rande des G20-Treffens auf der indonesischen Insel Bali. Die USA seien „zutiefst besorgt“. Die vom Sender NHK ausgestrahlten Aufnahmen zeigen, wie Abe auf einer Bühne steht, als ein lauter Knall zu hören und Rauch in der Luft zu sehen ist. Anschließend wird in Mann von Sicherheitskräften überwältigt.

„Er hat eine Rede gehalten und ein Mann ist von hinten gekommen“, sagte eine Frau vor Ort zu NHK. Der Angreifer habe mindestens zwei Schüsse abgegeben.

Verletzungen nach Mordanschlag lebensgefährlich? Hubschrauber bringt Shinzo Abe in Krankenhaus

Update vom 8. Juli, 7.02 Uhr: Japans Regierung ist nach dem Mordanschlag auf den früheren Ministerpräsidenten Shinzo Abe (siehe Ursprungsmeldung) im Krisenmodus. Man sei noch dabei, den Zustand des 67-Jährigen zu bestätigen, sagte Regierungssprecher Hirokazu Matsuno am Freitag. Es gibt Befürchtungen, dass Abe den Anschlag nicht überleben könnte. Er wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus verlegt.

Ermittlungen in Japan
Japan, Nara: Die Polizei untersucht den Ort, an dem auf Japans ehemaligen Premierminister Shinzo Abe geschossen wurde. © Kyodo News/dpa

Abes Nachfolger, Regierungschef Fumio Kishida, brach sofort seinen Wahlkampf im Norden ab und kehrte nach Tokio zurück. Seine Regierung richtete einen Krisenstab ein. 

Zusammenbruch im Fernsehen zu sehen: Schüsse auf Japans Ex-Regierungschef

Erstmeldung: Tokio - Auf Japans früheren rechtskonservativen Regierungschef Shinzo Abe ist während einer Wahlkampfrede auf offener Straße geschossen worden. Wie der japanische Fernsehsender NHK am Freitag (8. Juli) berichtete, soll der 67-Jährige in einem Zustand eines Herz-Lungen-Stillstands sein. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Er soll zunächst noch bei Bewusstsein gewesen sein.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Abe zusammengebrochen auf der Straße in der alten Kaiserstadt Nara liegt. Er stand während seiner Rede zur Oberhauswahl an diesem Sonntag auf der Straße. Medienberichten zufolge sei plötzlich zweimal von hinten auf ihn geschossen worden. Der Täter sei noch am Tatort von der Polizei wegen versuchten Mordes festgenommen worden, hieß es.

Mordanschlag auf Shinzo Abe - Täter festgenommen

Abe habe sich an die Brust gefasst, als er kollabiert sei, sein Hemd sei blutverschmiert gewesen. Abe hatte Japan vom Dezember 2012 bis September 2020 regiert und war damit der am längsten amtierende Premier des Landes. Abe gehört zu den Verfechtern einer Revision der pazifistischen Nachkriegsverfassung. (dpa)

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