Spahn fordert soziales Pflichtjahr für junge Menschen

Jens Spahn, CDU-Politiker, spricht sich für ein soziales Pflichtjahr aus. Junge Menschen kritisieren, dass niemand mit ihnen spreche.
Berlin – Immer wieder gibt es Diskussionen über ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen. Die Idee dahinter: Wäre es nicht eine Überlegung wert, Bürger:innen zu einer Art Zivildienst heranzuziehen? Jens Spahn, CDU-Politiker, spricht sich für ein solches Konstrukt aus.
„Die große Mehrheit der jungen Generation will sich einbringen, wünscht sich mehr Gemeinsinn und Zusammenhalt. Ein attraktiv bezahltes Gesellschaftsjahr für das 21. Jahrhundert trägt dazu bei“, sagte Jens Spahn der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA. Freiwilligkeit werde ansonsten schnell zu einer Beliebigkeit. „Mit einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr sind die Bedingungen für alle gleich. Ob im Krankenhaus, bei der Bundeswehr oder anderswo, sollte jeder selbst entscheiden können“, so Spahn. Auch eine Diskussion über eine erneute Wehrpflicht erübrige sich dadurch.
Steinmeier fordert soziales Pflichtjahr
Zuletzt hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Diskussion über das soziale Pflichtjahr entfacht. „Jeder soll einen sozialen Pflichtdienst absolvieren – in sozialen Einrichtungen, in der Flüchtlingshilfe, in der Umwelt- und Klimaarbeit, im Katastrophenschutz oder auch bei der Bundeswehr“. Man wolle Begegnungsmöglichkeiten schaffen, über die „eigenen Blasen“ hinaus.
Ein soziales Pflichtjahr ist umstritten. Junge Menschen kritisieren, dass sie zur Frage gar nicht angehört würden und stattdessen über ihre Köpfe hinweg diskutiert werde. „Ich möchte nur nicht, dass man mir das aufzwingt, sondern möchte selber entscheiden, was ich mit meiner Zukunft mache“, sagte die Schülerin Jona Dörr in einem Interview mit Neues Deutschland. Sie hatte damals einen offenen Brief an den Bundespräsidenten geschickt.
Soziales Pflichtjahr: Bislang keine Mehrheit in der Regierung
Ein weiterer Kritikpunkt am Pflichtjahr ist, dass junge Menschen darin nicht so viel wie in einem Job verdienen. Sie würden demnach als günstige Arbeitskräfte beansprucht werden. In der Ampelregierung gibt es bislang keine Mehrheit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Bedenken, dass ein Zwangsdienst gegen das Grundgesetz verstoßen könne. FDP und Grüne wollen stattdessen Freiwilligendienste stärken. Verbandsvertreter wiederum sprechen sich für das Pflichtjahr aus. „Junge Menschen in einem sozialen Gesellschaftsjahr könnten entlasten“, sagte die Vize-Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Henriette Neumeyer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. (Moritz Serif)