Update vom 3. November, 13.40 Uhr: Die russische Regierung in Moskau hat eine automatische Verlängerung des fortgesetzten Getreidedeals mit der Ukraine abgelehnt. „Natürlich muss das Thema einer Verlängerung noch erörtert werden, die offizielle Frist ist noch nicht abgelaufen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Donnerstag. Es müsse geprüft werden, ob alle Vereinbarungen des Abkommens umgesetzt seien, sagte der Kreml-Sprecher weiter.
Das im Sommer unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossene Abkommen sollte am 19. November auslaufen - und automatisch verlängert werden, falls keine Seite widersprechen sollte. Russland war am Samstag aus dem Kornabkommen ausgestiegen, nachdem es der Ukraine eine Verletzung ihrer Pflichten vorgeworfen hatte. Am Mittwoch kehrte Moskau zu der Vereinbarung zurück, weil Kiew nach russischen Angaben schriftlich versichert hat, den Seekorridor für den Getreideexport nicht für Kampfhandlungen zu nutzen.
Update vom 3. November, 11.09 Uhr: Seit dem neuerlich fortgesetzten Getreidedeal haben sechs Schiffe ukrainische Häfen verlassen, und somit nun 426 Frachter insgesamt abgelegt, wie der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mitteilte. Die Türkei und die UN vermittelten die neue Einigung.
Laut UN-Angaben wurden über den Korridor bisher insgesamt mehr als 9,9 Millionen Tonnen Waren verschifft, 42 Prozent der Lieferung seien Mais, 28 Prozent Weizen gewesen.
Update vom 3. November, 7.29 Uhr: Wolodymyr Selenskyj sieht die Wiederaufnahme des Getreideabkommens als Teilerfolg im Krieg mit Russland. „Die russische Erpressung hat zu nichts geführt“, sagte der ukrainische Präsident in seiner jüngsten Videoansprache. Er lobte insbesondere UN-Generalsekretär Guterres und den türkischen Präsidenten Erdogan sowie weitere Schlüsselpartner als Vermittler. Kremlchef Putin indes schließt einen neuen Ausstieg aus Getreideabkommen weiterhin nicht aus.
Update vom 2. November, 21.25 Uhr: Die Ukraine hat auf die Rückkehr Russlands zum Getreideabkommen reagiert. Aus dem ukrainischen Präsidialamt hieß es, man verstehe dies als „Ende der Erpressung“ durch Moskau. „Aus geopolitischer Sicht setzt das, was an diesen Tag passiert ist, einen Punkt hinter die viele Jahre lange Diplomatie der Erpressung, die Russland betrieben hat“, schrieb Andrij Jermak, der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, auf Telegram. „Eine andere Diplomatie kennen sie dort nicht, deshalb verlieren sie auch in der modernen Welt“, schrieb er am Mittwoch.
Jermak äußerte sich nicht zu ukrainischen Zusagen, die Moskau nach eigenen Angaben erhalten hat. Nach russischen Angaben hat die Ukraine schriftlich zugesichert, die Häfen und den Seekorridor für die Getreideexporte über das Schwarze Meer nicht für militärische Zwecke zu nutzen.
Update vom 2. November, 16.15 Uhr: Nach Russlands Rückkehr zum Getreideabkommen meldete sich Kreml-Chef Wladimir Putin zu Wort. „Ich habe das Verteidigungsministerium angewiesen, unsere volle Teilnahme wieder aufzunehmen“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass den russischen Präsidenten. „Gleichzeitig behält sich Russland das Recht vor, von diesen Vereinbarungen zurückzutreten, wenn die Garantien verletzt werden“, betonte Putin allerdings.
Zudem versicherte er, Russland werde die Ausfuhr von Getreide auch bei einem erneuten Rückzug aus dem Deal nicht verhindern und sei bereit, die ärmsten Länder zu beliefern. Die Türkei habe bei der Klärung des Konflikts als Vermittler gehandelt und das russische Verteidigungsministerium über Garantien der ukrainischen Seite informiert, so Putin. Der Kreml-Chef lobte zudem „die Neutralität der Türkei im Konflikt, die Fähigkeiten der türkischen Industrie zur Getreideverarbeitung und die Bemühungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die Interessen der ärmsten Länder zu wahren.“ Man werde weiterhin mit der Türkei zusammenarbeiten, sagte Putin.
Update vom 2. November, 13.25 Uhr: Mit Blick auf die Aktivität des norwegischen Militärs an der russischen Grenze spricht das Außenministerium in Moskau von einer Bemühung, die Situation in der Region eskalieren zu lassen. Dies teilte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, mit. Auf norwegischen Gebiet seien permanente Militärstützpunkte fremder Länder errichtet und modernisiert worden, betonte sie laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. „Oslo ist nun einer der aktivsten Unterstützer der Nato-Beteiligung in der Arktis“, so Sacharowa.
Es handle sich um „absichtliche“ Schritte in Richtung eines „zerstörerischen Kurses“, die Spannungen in der euro-arktischen Region eskalieren zu lassen sowie russisch-norwegische Beziehungen „endgültig“ zu zerstören, kritisierte die russische Diplomatin. Dies sei allerdings nicht die Wahl Moskaus: „Russland ist immer offen zu einem ehrlichen und gegenseitig respektvollen Dialog.“ Allerdings werde man auf „unfreundliche Aktionen“ antworten.
Erstmeldung vom 2. November: München — Russland hatte die Beteiligung am Getreideabkommen mit der Ukraine am vergangenen Samstag (29. Oktober) ausgesetzt. Der Grund: Moskau zufolge habe es „Terroranschläge“ auf Sewastopol auf der annektierten Krim gegeben. Nun gab das russische Verteidigungsministerium allerdings bekannt, Moskau wolle die Beteiligung doch noch fortsetzten. Man habe „ausreichend Garantien erhalten“, hieß es vom Ministerium laut russischen Staatsmedien.
Nach einer Vermittlung durch die UN und der Türkei habe man schriftliche Garantien von der Ukraine erhalten, so das Ministerium, dass es aus dem Getreidekorridor keine Angriffe auf das russische Militär geben werde. Zudem habe die ukrainische Seite zugesichert, „dass der maritime humanitäre Korridor nur in Übereinstimmung mit den Bestimmungen der Schwarzmeerinitiative genutzt wird“. Das sei für den Moment ausreichend, um das Abkommen zu erfüllen, hieß es in Moskau. Die Transporte würden noch am Mittwoch fortgesetzt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Kundgebung im türkischen Parlament.
Erdogan hielt am 1. November ein Gespräch mit Wladimir Putin und will am 2. November auch mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj sprechen. Nach einem zusätzlichen Telefongespräch zwischen dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar und seinem russischen Amtskollegen Sergei Schoigu sei es möglich gewesen, Exporte von Getreide fortzusetzen, gab Erdogan an. (bb)