Außenminister Cavusoglu erklärte, unter den in Mariupol festsitzenden Menschen seien auch mehr als hundert Türken. Die Türkei schlage eine 24-stündige Waffenruhe und humanitäre Korridore vor, die vom Roten Kreuz, dem UN-Büro für humanitäre Fragen (Ocha) und dem türkischen Roten Halbmond überwacht werden könnten.
Der russische Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte derweil in Moskau, die russische Delegation bei den Verhandlungen mit der Ukraine gebe sich „große Mühe“ und sei „bereit, Tag und Nacht zu arbeiten“. Die ukrainische Seite beschuldigte er, nicht „den gleiche Eifer“ zu zeigen.
+++ 15.00 Uhr: Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hat Russland vorgeworfen, nur zum Schein mit der Ukraine zu verhandeln. Russland verfolge dieselbe Strategie wie bereits in Grosny in Tschetschenien und im syrischen Aleppo. „Erst bombardieren, dann sogenannte humanitäre Korridore einrichten, um dem Gegner vorzuwerfen, sie nicht zu respektieren, und schließlich verhandeln, nur um den Eindruck zu erwecken, dass verhandelt wird“, sagte Le Drian der Zeitung Le Parisien vom Donnerstag.
„Russland will weiter die Waffen sprechen lassen“, hob Le Drian hervor. Die Drohung mit Atomwaffen nannte er eine „rhetorische Eskalation“, die für den russischen Präsidenten Wladimir Putin typisch sei. „Dies ist unangemessen und unverantwortlich in der aktuellen Situation“, fügte er hinzu.
+++ 13.30 Uhr: Der Kreml hat die „Kriegsverbrecher“-Äußerung von US-Präsident Joe Biden über seinen russischen Kollegen Wladimir Putin als „inakzeptabel und unverzeihlich“ kritisiert. „Unser Präsident ist eine sehr weise, weitsichtige und kultivierte internationale Persönlichkeit“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Biden hatte Putin am Mittwoch erstmals öffentlich einen „Kriegsverbrecher“ genannt. Die US-Regierung hatte zuvor stets vermieden, direkt von russischen Kriegsverbrechen zu sprechen.
Präsident Biden habe nicht das Recht, so etwas zu sagen, sagte Peskow. Solche Worte kämen von dem Präsident eines Landes, „das seit Jahren Menschen auf der ganzen Welt bombardiert“ und eine Atombombe auf ein Land abgeworfen habe, das bereits besiegt gewesen sei. „Ich spreche von Hiroshima und Nagasaki“, sagte Peskow. Die USA hatten im August 1945 jeweils eine Atombombe auf die beiden japanischen Städte abgeworfen.
Um den Krieg in der Ukraine weiter zu legitimieren, warf der russische Präsident der Ukraine zudem vor, gemeinsam mit der USA „mit der afrikanischen Schweinepest, Cholera und dem Coronavirus“ zu experimentieren. Man plane, biologische Waffen herzustellen, um Russland besiegen und anschließend in ein „schwaches, abhängiges Land“ zu verwandeln. Russland werde sich „niemals“ in einem „erbärmlichem und gedemütigtem Zustand befinden“, sagte Putin.
Update von Donnerstag, 17.03.2022, 06.40 Uhr: Wie geht es bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine weiter? Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, machte in einer Videoansprache in der Nacht zum Donnerstag deutlich, was er sich erwartet: „Meine Prioritäten bei den Verhandlungen sind absolut klar: Das Ende des Krieges, Sicherheitsgarantien, Souveränität und Wiederherstellung der territorialen Integrität.“ Die Verhandlungen liefen weiter.
Vom Westen forderte Selenskyj erneut die Durchsetzung einer Flugverbotszone sowie ein neues Sanktionspaket gegen Russland, da die russische Wirtschaft weiter in der Lage sei, ihre Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Außerdem forderte er abermals Luftverteidigungssysteme, Flugzeuge, tödliche Waffen und Munition für die ukrainischen Streitkräfte.
Erstmeldung vom 15.03.2022: Kiew - Der Ukraine-Krieg dauert nun bereits fast drei Wochen. Auch am 20. Tag der russischen Invasion halten die Kämpfe und Angriffe weiter unvermindert an. Doch die Menschen geben die Hoffnung nicht auf, dass die bisher fruchtlosen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine soch noch zu einer Waffenruhe führen werden.
Am gestrigen Montag (14.03.2022) begannen die Unterhändler beider Seiten neue Gespräche per Video. Zwar wurden die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland wegen einer „technischen Pause“ ohne greifbare Ergebnisse unterbrochen, doch wie jetzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte sollen die Verhandlungen heute fortgesetzt werden. Das könnte ein Lichtblick im bisher so dunklen Ukraine-Krieg sein.
Tatsächlich verspricht sich Selenskyj von den heutigen Verhandlungen mit Russland offenbar ernsthafte Fortschritte. Russland habe „bereits begonnen zu verstehen, dass es mit Krieg nichts erreichen wird“, sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum Dienstag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Videobotschaft.
Auch die jüngste Verhandlungsrunde am Montag bewertete Selenskyj schon positiv. Ihm sei gesagt worden, dass die Gespräche „ziemlich gut“ verlaufen seien. „Aber warten wir ab“, schränkte Selenskyj mit Blick auf die neuen Ukraine-Russland-Verhandlungen am heutigen Dienstag. Trotzdem macht Selenskyjs Aussage Hoffnung. Dies auch angesichts der Tatsache, dass Kreml-Chef Wladimir Putin bereits am Freitag (11.03.2022) von „positiven Fortschritten“ bei den laufenden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gesprochen hatte.
Parallel zu den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine setzte die russische Armee ihre Angriffe allerdings unbeirrt fort. „Die Besatzungstruppen greifen weiterhin die Infrastruktur und Wohngebiete mit Raketen und Bomben, Artillerie und Panzern an“, sagte der Generalstabschef der ukrainischen Armee.
Am frühen Dienstagmorgen wurde Kiew von einer Reihe heftiger Explosionen erschüttert. Die russische Armee versucht derzeit, die ukrainische Hauptstadt einzukesseln. (st/ns/cs/sto/nak und Jennifer Greve mit dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.