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Nach dem Viertelfinal-Aus: BG Göttingen zwischen Stolz und Enttäuschung

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Von: Helmut Anschütz

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Kurz nach dem Aus im dritten Playoff-Viertelfinale: Der verletzte Kapitän Harper Kamp (mit Schiene am rechten Bein) nimmt den enttäuschten Harald Frey in den Arm (Mitte). Links Marios Giotis und Peter Hemschemeier, rechts Nick Boakye (7) und der Finne Max Besselink.
Kurz nach dem Aus im dritten Playoff-Viertelfinale: Der verletzte Kapitän Harper Kamp (mit Schiene am rechten Bein) nimmt den enttäuschten Harald Frey in den Arm (Mitte). Links Marios Giotis und Peter Hemschemeier, rechts Nick Boakye (7) und der Finne Max Besselink. © Hubert Jelinek/gsd

Zwischen Stolz und Enttäuschung – so schwankte die Stimmung bei der BG Göttingen nach dem Aus im dritten Playoff-Viertelfinale gegen den FC Bayern München.

Göttingen – Bei den 3447 Fans wollten die Huldigungen für die Veilchen minutenlang klatschend und singend nicht enden, so gut wie jeder Spieler und auch Coach Roel Moors wurden nach dieser nun mit drei Niederlagen (67:

87, 85:87 und 54:65) zu Ende gegangenen Saison abgefeiert. „Eine sehr gute Saison“, zog Moors ein erstes kleines Fazit. „Die Spieler haben alles gegeben, manchmal sogar mehr als alles. Wir gehen mit Kopf hoch aus der Saison. Charakter hat dieses Team ausgezeichnet.“

Nicht zuletzt wurden die Göttinger (19 Siege und 15 Niederlagen in der Hauptrunde) gerade in diesem letzten Saison-Match von zu vielen Verletzungen gestoppt: Peter Hemschemier und Max Besselink sowieso langzeitverletzt, Rob Edwards und Harper Kamp raus, während des Spiels Till Pape raus und Mark Smith angeschlagen. „Wir haben von den Verletzungen der Göttinger profitiert“, meinte FC Bayern-Trainer Andrea Trinchieri. „Ich gratuliere Roel, seinen Spielern und Göttingen zu einer großartigen Saison. Sie waren ein guter Gegner.“

Solange die lila Fahnen wehen, wirst du niemals untergehen.

BG-Transparent bei der Choreographie vorm Spiel

Natürlich hätte nicht nur BG-Geschäftsführer Frank Meinertshagen als „Kassenwart“, wie er sich selbst wiederholt bezeichnete, ein viertes und damit zweites Heimspiel (an diesem Dienstag) gehabt. Das hätte den Veilchen eine Brutto-Einnahme in sechsstelliger Höhe beschert. Aber dazu kommt es nun nicht mehr. „Wir waren personell am Ende einfach zu eingeschränkt“, meinte er. „Und auch die Kraft war weg.“ Die personelle Substanz der Veilchen war einfach nicht ausreichend. Aber es gab auch weitere ...

Pro- und Contrafaktoren

. Der Schlüsselmoment: Nach 21:56 Minuten, kurz nach der Halbzeit, bekommt Till Pape (bis dahin starke 17 Zähler) den Hinterkopf von Bayern Isaac Bonga ins Gesicht. Der Shootingstar der BG und Medizin-Student geht zu Boden, blutet stark, muss mit BG-Doktor Ralf Hamann in die Uni-Klinik. Der Verdacht auf Nasenbeinbruch und/oder Gehirnerschütterung bestätigte sich nach einer MRT-Untersuchung aber nicht. Das Aus für den Ex-Zweitliga-Spieler auf dem Parkett zieht der BG aber den Stecker. Nur sieben Punkte im dritten Viertel, 17 in der zweiten Hälfte.

Knapp acht Minuten vor Schluss kriegt Mark Smith unterm Bayern-Korb gegen Bonga und Winston einen Schlag in den Nacken, muss von BG-Physio Uwe Klassen und BG-Arzt Dr. Matthias Pietzka vom Feld gebracht werden, sackt zweimal fast zusammen.

. Die Verletzungsproblematik: Ganz bitter: Harper Kamp lief an Gehhilfen mit Schiene am rechten Knie durch die Halle. „Innenbandanriss“, sagte der BG-Kapitän. Münchens Ognjen Jaramaz fiel ihm in Spiel 2 ins Knie. Max Besselink und Peter Hemschemeier waren zuletzt zudem kein Thema. Nach zwölf Jahren wieder Playoffs in Göttingen – und ist Kamp nicht dabei. „Das ist schon hart“, lächelte der Käpt’n gequält.

. Der Edwards-Flop: Zweieinhalb Stunden vor Spiel drei meldete er sich bei Coach Moors ab. Wieder Rücken-Probeme. Schon bei Spiel eins fehlte er „wegen Rücken“. Eine Nachverpflichtung, die nicht hielt, was sich die BG erhofft hatte. Fiel oft nur wegen seiner Frisur auf. Erinnert an Jake Toolson von letzter Saison, wo es ähnliche Probleme gab.

. Das Frey-Rätsel: Vorweg: Der Norweger spielte eine starke Saison, hatte nicht zuletzt im harten April (zehn Spiele in 30 Tagen) hohe Einsatzzeiten. Ausgerechnet in den Playoffs tauchte der Blondschopf aber ab, traf vor allem seine Dreier nicht mehr, seine beste Waffe.

. Das Trainer-Rätsel: Nach wie vor offen, was mit Coach Moors passiert. Er hat einen zweiten Zwei-Jahres-Vertrag, zog aber die Option für Jahr 2 bis zum 15. April nicht. Fordert höheres Team-Budget: Derzeit brutto nicht mal eine Million Euro im 3,8 Mio.-Gesamt-Etat, da kann man sich ausrechnen, was netto zur Verfügung steht. Netter Vergleich: Der FC Bayern kassiert nächste Saison allein fünf Millionen Euro von Sponsor BMW. Moors bei MagentaSport: „Ich brauche noch Zeit, alles ist offen.“ Meinertshagen: „Es gibt keine Frist für ihn. Aber alle wissen, dass es nicht wochenlang dauern kann. Eine Entscheidung muss es zeitnah geben.“

. So geht’s weiter: Mittwoch Team-Essen. Donnerstag (17 Uhr) Saison-Abschlussfeier im Monro’s Park. Freitag Sponsoren-Essen. Ab Samstag verabschieden sich die US-Spieler in ihre Heimat.  (Helmut Anschütz/gsd)

Sie sorgten für ein nur schwer zu toppendes Flair: Die Fans präsentierten vorm Spiel die Pappschilder, auf denen stand, worum es ging - 2023 die ersten Playoffs seit zwölf Jahren.
Sie sorgten für ein nur schwer zu toppendes Flair: Die Fans präsentierten vorm Spiel die Pappschilder, auf denen stand, worum es ging - 2023 die ersten Playoffs seit zwölf Jahren. © Hubert Jelinek/gsd
Erst 17 Punkte, dann verletzt raus: Göttingens Topscorer Till Pape (vorn) gegen Münchens Freddie Gillespie.
Erst 17 Punkte, dann verletzt raus: Göttingens Topscorer Till Pape (vorn) gegen Münchens Freddie Gillespie. © Hubert Jelinek/gsd

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