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Experte erklärt die Bayern-Baustellen: „Ständige Instabilität und eine schlechtere Qualität“

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Von: Philipp Kessler, Manuel Bonke

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Muss Julian Nagelsmann für das kommende Spiel umplanen?
Bayern-Coach Julian Nagelsmann hat aktuell mit seinem FC Bayern zu kämpfen, denn in der Rückrunde ist der Wurm drin. © Ulrich Wagner/mago-images

Beim FC Bayern ist der Wurm drin: Die Rückrunde läuft nicht so, wie es sich Trainer Nagelsmann vorstellt. Ein Spielanalyst erklärt die Baustellen des Rekordmeisters.

München - So schnell kann sich das Blatt wenden. In der Hinrunde wurde der FC Bayern* für seine attraktive und torreiche Spielweise unter Trainer Julian Nagelsmann* (34) bejubelt. Doch seit der Rückrunde ist bei den Münchnern der Wurm drin*. Über die Gründe wird regelmäßig in diversen Fußball-Talksendungen diskutiert. Markus Brunnschneider leitet am Internationalen Fußball Institut (IFI) den Fachbereich Spiel- und Taktikanalyse. In der tz erklärt der Experte genau, warum sich die Bayern aus seiner Sicht aktuell etwas schwerer tun.

FC Bayern: Spielanalyst Markus Brunnschneider erklärt Bayerns Baustellen

„Das zweite Saisondrittel des FC Bayern ist stark von ständiger Improvisation durch Covid erkrankte oder verletzte Spieler gekennzeichnet“, betont Brunnschneider. Durch die Ausfälle wichtiger Spieler wie Mittelfeldmann Leon Goretzka* (27/Patellasehne) oder Linksverteidiger Alphonso Davies (21/Herzmuskelentzündung) habe Nagelsmann von seinem 4-2-3-1 abweichen und die Formation dem vorhandenen Personal anpassen müssen. Dies habe zu Entscheidungen geführt, „die vor allem die Stabilität der Ballzirkulation und im Endeffekt der Kontersicherung stark beeinflussten.“

Bayern-Coach Nagelsmann: Corona zwingt ihn zu Anpassungen beim Personal

Oft habe der Bayern-Coach ein 3-4-2-1-System gewählt. Im Mittelfeld wechselte Nagelsmann aufgrund des Fehlens von Goretzka regelmäßig seine Doppel-Sechs. Neben Joshua Kimmich* (27) probierte er Corentin Tolisso* (27), Marc Roca* (25) und zuletzt Jamal Musiala* (19). Der große Unterschied lag dabei laut Brunnschneider in der Einbindung des offensiveren Parts. „Während Kimmich regelmäßig zentral zwischen den Innenverteidigern agierte, schob Nagelsmann den zweiten Sechser in eine höhere Grundposition, die dem eines klaren Zehners glich“, so der Taktik-Experte. Dies habe zusätzlich noch den Bewegungsradius der anderen Offensivspieler beschnitten.

Fußball-Spielanalyst über den FC Bayern: „Schlechtere Qualität im Ballvortrag“

Das Ergebnis? „Eine gewisse Statik, die Bayern offensiv unsauberer machte und die Möglichkeiten im Gegenpressing trotz höherer Spielerzahl stark einschränkte“, erklärt Brunnschneider. „Die Folgen waren eine gefühlt ständige Instabilität und eine schlechtere Qualität im Ballvortrag bei mehr Ballverlusten, die nur schlecht aufgefangen werden konnten.“ Auch die Struktur der Restverteidigung habe sich verändert: „Die Halbverteidiger der Dreierkette sahen sich nun verstärkt in Situationen, in denen sie weit nach vorn oder außen verteidigen mussten, anstatt – wie bisher gewohnt – vor allem die Tiefe zu sichern.“

FC Bayern: Hoffnung auf Hinrunden-Dominanz

Der Ausfall von Davies* macht sich ebenfalls bemerkbar. Brunnschneider: „Bayern versuchte das Fehlen seiner offensiven Stärke damit aufzufangen, ein zumindest offensiv ähnliches Profil mit Kingsley Coman* aufzubieten. Auch wenn dieser defensiv durchaus bemüht auftrat, konnte man erkennen, dass defensive Umschaltsituationen nicht mit der gleichen Intensität und Dynamik aufgefangen werden konnten.“

Bayern wirkt laut Brunnschneider aktuell anfällig wie nie unter Nagelsmann. Der Taktik-Experte: „Es wird interessant zu sehen sein, inwiefern er die Herangehensweise mit der Rückkehr von speziell Goretzka und Davies ändern wird.“ Was Hoffnung auf Hinrunden-Dominanz macht: Beide Stars könnten am Samstag in Freiburg (hier im Live-Ticker) wieder auf der Bank sitzen, sind bald wieder topfit. *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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