Der Rivale der Kassel Huskies: Löwen Frankfurt begeistern in der DEL

Die Löwen Frankfurt sind den Weg gegangen, den die Kassel Huskies auch einschlagen wollen: Als Aufsteiger spielen sie nun in der DEL. Und dort sorgen die Südhessen für Furore.
Kassel/Frankfurt – Über zu wenige Anrufe kann sich Franz-David Fritzmeier momentan nicht beklagen. Der Sportdirektor steht mit seinen Löwen Frankfurt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Fokus. Der Aufsteiger und größte Rivale der Kassel Huskies mischt die Liga auf, steht aktuell auf Platz drei. Für Fritzmeier ist diese erfolgreiche Phase kein Zufall.
Im Sommer hatte der 42-Jährige alle Hände voll zu tun. Viele Leistungsträger wurden zwar gehalten, dennoch musste im Kader an manchen Stellschrauben gedreht werden. Das ist gelungen – und wie. Die Löwen konnten gleich mehrere Spieler der Marke Königstransfer von sich überzeugen. Mit Brendan Ranford holte man von Vorjahres-Aufsteiger Bietigheim eine Stammkraft, mit Magnus Eisenmenger, Simon Sezemsky oder auch David Elsner kamen Spieler mit DEL- und teils auch Frankfurt-Erfahrung. „Wir haben viel Identität in der Truppe, viele Charaktere. Das passt zu unserem hungrigen Team“, sagt Fritzmeier.
Bokk und Rowney als Königstransfers
Die namhaftesten Neuzugänge sind aber zwei andere: Dominik Bokk und Carter Rowney. Bokk wurde 2018 von NHL-Klub St. Louis Blues beim Draft ausgewählt, hat aktuell einen Vertrag bei den Carolina Hurricanes. Weil er dort aber (noch) nicht zum Zug kam, war er bereits vergangene Saison per Leihe bei Meister Berlin.
Wie landete der 22-Jährige jetzt in Frankfurt? „Ich kenne Dominik schon lange, habe ihn damals in Köln zu den Junghaien geholt. Wir hatten immer Kontakt. Dominik braucht einen Platz, wo man ihm vertraut. Er ist bewusst zu uns als Aufsteiger gekommen, da ging es nicht ums Geld“, beschreibt Fritzmeier. Und Bokk dankt es den Löwen. Mit acht Toren ist er aktuell bester Torjäger der DEL, mit zwölf Punkten insgesamt auch bester Scorer.

Genauso viele Punkte (zwei Tore, zehn Assists) hat Rowney auf dem Konto, der in der Angriffsreihe mit Bokk und Ranford auf Anhieb harmoniert hat. Dabei kam der 33-jährige Kanadier erst kurz vor Saisonstart. Dieser Transfer war ein Ausrufezeichen, schließlich hatte Rowney die sechs Spielzeiten zuvor in der NHL gespielt und war 2017 mit den Pittsburgh Penguins Meister geworden.
Das war ein echtes Geduldsspiel. Carter wollte eigentlich weiter in der NHL spielen.
„Das war ein echtes Geduldsspiel. Carter wollte eigentlich weiter in der NHL spielen. Dann hat auch unser Verteidiger Reid McNeill mit ihm telefoniert, die beiden kennen sich schon lange. Nachdem wir uns dann persönlich gesprochen haben, hat der Wechsel geklappt. Als er zur Tür reinkam, hat das der Mannschaft noch einmal einen Push gegeben“, sagt Fritzmeier.
Die Löwen, zu denen mit Ryon Moser, Nathan Burns, Ryan Olsen und Kevin Maginot auch vier Ex-Huskies gehören, reiten nun auf einer Erfolgswelle. Frankfurt hat erst zwei Partien in regulärer Spielzeit verloren – und das, obwohl mit Wolfsburg, Bremerhaven, Berlin, München und Straubing bereits echte Brocken warteten. Beachtlich ist auch, dass die Südhessen, bei denen das Powerplay noch nicht so richtig funktioniert, die zweitmeisten Tore der Liga geschossen haben.
Bokk sieht die Löwen auf Platz drei
Das sorgt für Selbstvertrauen. Bokk beispielsweise sagte am Montag in der Eishockeyshow von MagentaSport, er sehe die Löwen am Ende der Saison auf Platz drei. „Wir wollen Spieler mit Zielen, wir überschätzen uns jetzt aber auch nicht. Für uns gilt weiter: Wir sind in die DEL gekommen, um zu bleiben“, sagt Fritzmeier, der Bokks Zielsetzung schmunzelnd aufgenommen hat.

Frankfurt hat am Freitag spielfrei. So bietet sich für Franz-David Fritzmeier auch mal wieder die Möglichkeit, die DEL 2 etwas genauer zu beobachten. „Wir schauen da schon hin, wir wissen, wo wir herkommen. Das Spitzenspiel zwischen Krefeld und Kassel habe ich mit Spannung verfolgt und ich freue mich für unsere ehemaligen Jungs und Bo Subr, wenn es bei ihnen läuft.“
Am Sonntag geht es für die Löwen nach Iserlohn. Dann soll es für sie erfolgreich weitergehen. Und auch das Telefon darf bei Fritzmeier dann wieder regelmäßig klingeln. Er sagt: „Ich freue mich zurzeit über jeden Anruf. Es ist schön, wie es läuft.“
Von Björn Friedrichs