Tim Kehler am Sonntag als Gegner zu Gast: „Wurde in Kassel ein besserer Trainer“

Heute spielen die Kassel Huskies auswärts in Heilbronn. Ein anderes Spiel wirft seinen Schatten aber schon voraus: Am Sonntag ist Ex-Trainer Tim Kehler erstmals wieder als Gegner zu Gast.
Kassel – Knapp neun Monate ist es inzwischen her: Am 22. Februar wurde Tim Kehler als Trainer der Kassel Huskies entlassen. Einen Tag zuvor war noch ein Sieg gegen die Lausitzer Füchse gelungen, die Chefabteilung der Huskies sah sich in der holprigen Saison dennoch zu einem Wechsel gezwungen.
Jetzt kehrt Kehler erstmals als Trainer zurück nach Kassel. Mit den drittplatzierten Ravensburg Towerstars ist er am Sonntag ab 18.30 Uhr zu Gast – ebenso sein Co-Trainer Casey Fratkin. Wir haben mit dem 51-jährigen Kanadier, der fleißig Deutsch lernt, gesprochen. Kehler über ...
- seine Rückkehr nach Kassel: „Sportlich betrachtet bereiten wir uns erst einmal auf ein schweres Spiel vor. Kassel ist die Mannschaft, die es in dieser Saison zu schlagen gilt. Sie haben die größte Tiefe im Kader, das wird eine tolle Herausforderung. Davon ab bin ich gespannt, in die Halle und zu den Fans zurückzukehren. Nach knapp vier Spielzeiten bei den Huskies wird es sicher komisch, auf der Gästebank Platz zu nehmen.“ (lacht)
- seine Entlassung: „Als Trainer weiß man, dass der Job in der Natur des Geschäfts schwierig ist. Wenn es nicht läuft, ist man das erste Ziel für einen Wechsel. Wir sind vergangene Saison schlecht gestartet, dann zurückgekommen – deshalb war ich von der Nachricht schon auch überrascht, aber ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Joe Gibbs hat mir eine tolle Chance gegeben und mich immer gut behandelt, da hege ich keinen Groll. Ich wurde in meiner Zeit in Kassel ein besserer Trainer.“
- die Zeit nach seiner Entlassung: „Ich habe weiterverfolgt, was im deutschen Eishockey passiert, um für neue Herausforderungen hier gewappnet zu sein. Ich fühle mich in Deutschland wohl und habe mir ein Ansehen erarbeitet. Ich habe auch die Huskies weiter beobachtet. Auch wenn die Gefühle verletzt waren, hat man Verbindungen zu den Spielern aufgebaut, die man erfolgreich performen sehen möchte.“
- die Stärken der Huskies: „Sie haben auf allen Positionen viel Tiefe, viel Erfahrung. In der Abwehr haben sie eine Gruppe deutscher Verteidiger, die in der Liga ihresgleichen sucht. Auch vorne sind sie top besetzt. Die Herausforderung besteht darin, dass keine Unzufriedenheit aufkommt.“
- seinen Job und sein Team in Ravensburg: „Wir haben ein sehr junges Team, es gibt viel zu entwickeln. Das ist ähnlich wie in Kassel damals, als ich gekommen bin. Ravensburg hat große Pläne – eventuell auch mal Richtung DEL zu blicken. Deshalb habe ich im Sommer schnell zugesagt. Casey und ich sehen Woche für Woche eine Weiterentwicklung bei den jungen Spielern. Sie nehmen teils signifikante Rollen ein. Und für mich ist es das erste Mal, dass ich in Süddeutschland arbeite. Die Gegend hier ist wunderschön, auch meine Partnerin Sandy ist seit Kurzem hier.“
- das stärkste Powerplay der Liga seiner Mannschaft: „In Kassel war es oft frustrierend für Fans, Trainer und die Spieler. Wir haben jetzt, obwohl wir eigentlich nicht viel geändert haben, irgendwie eine Formel gefunden und hier exzellente Spieler für die Überzahl. Die 37 Prozent Erfolgsquote werden auf Dauer aber schwer beizubehalten sein.“
- Wiedersehensfreude am Sonntag: „Ich kann da keinen einzelnen nennen. Mit einigen Spielern gab es schon ein Hallo, als die Huskies hier waren. Ich freue mich aber, Leute aus dem Büro wiederzusehen – Manu Klinge, Michi Christ, Derek Dinger. Ich komme mit erhobenem Kopf zurück und würde mich freuen, zu gewinnen. Das wäre die bestmögliche Rückkehr.“
Huskies heute in Heilbronn - Mieszkowski bleibt bis 2024
Bevor am Sonntag Tim Kehlers Ravensburg Towerstars in Kassel zu Gast sind, spielen die Huskies heute ab 19.30 Uhr bei den Heilbronner Falken. Der Tabellenzwölfte ist ebenso wie die Huskies am Dienstag mit einem Auswärtssieg aus der Deutschland-Cup-Pause ins DEL2-Spielgeschehen zurückgekehrt (6:1 in Selb).
Gestern verkündeten die Huskies zudem, dass Darren Mieszkowski auch in der kommenden Saison für Kassel spielen wird. Der 23 Jahre alte Stürmer war vor der laufenden Saison aus Frankfurt nach Nordhessen gekommen, überzeugte bislang mit fünf Toren und einer Vorlage.
Von Björn Friedrichs