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Alban Meha im Interview: „Ein Neustart war nicht geplant“

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Von: Frank Ziemke, Torsten Kohlhaase

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Er ist zurück bei den Löwen: Eigentlich wollte Alban Meha in die Jugendarbeit beim KSV Hessen einsteigen, nun steht er wieder als Spieler der ersten Mannschaft auf dem Platz.
Er ist zurück bei den Löwen: Eigentlich wollte Alban Meha in die Jugendarbeit beim KSV Hessen einsteigen, nun steht er wieder als Spieler der ersten Mannschaft auf dem Platz. © andreas fischer

Seine Rückkehr auf den Platz kam ebenso leise wie überraschend daher. Plötzlich stand er in der Vorbereitung wieder auf dem Feld im Trikot des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel. Alban Meha ist zurück bei den Löwen.

36 Jahre alt. Die Karriere eigentlich beendet. Kurzzeitig ausgewandert nach Dubai. Und nun wieder Anwärter auf einen Platz im im KSV-Mittelfeld, Hoffnungsträger und Standardschütze. Im Hessenpokal-Viertelfinale gegen das Regionalliga-Topteam TSV Steinbach am Samstag im Auestadion (14 Uhr) ist der Ex-Profi ein Kandidat für die Startelf. Ein Gespräch mit einem, der plötzlich wieder da ist.

Herr Meha, wie fühlt sich so ein Neustart mit 36 an?

Eigentlich war ein Neustart gar nicht mehr geplant. Aber ich habe mich die ganze Zeit in Dubai fitgehalten und wollte in Kassel dann auch wieder ein bisschen mittrainieren. Als ich dann gemerkt habe, dass es noch ganz gut läuft, habe ich mit Tobi Damm telefoniert und vereinbart, auf den Platz zurückzukehren.

Wie haben Sie die ehemaligen Kollegen aufgenommen?

Sie haben sich total gefreut. Und sie haben dann auch im Training gesehen, dass es noch gut klappt, dass ich noch fit bin.

Eigentlich hieß es, Sie würden beim KSV in die Jugendarbeit einsteigen. Warum haben sich die Pläne geändert‘?

Wir hatten besprochen, dass ich bei der A- und B-Jugend ein bisschen Erfahrung sammele. Aber dort war kein Posten frei, sodass ich mich erstmal auf Fußball konzentrieren wollte. Die Option Jugendarbeit besteht natürlich weiterhin.

Warum sind Sie mit Ihrer Familie überhaupt so schnell nach Kassel zurückgekommen?

Im Sommer habe ich mich mit Jens Rose getroffen, weil es in Dubai nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Auch die Kinder haben dort nicht so schnell Freunde gefunden.

Haben Sie denn in Dubai trotzdem Ihre Erfahrungen gesammelt?

Auf jeden Fall. Allerdings ist die Idee einer Fußball-Akademie dort eine gänzlich andere als in Deutschland. Während du hierzulande nur für eine Jugend verantwortlich bist, läuft in Dubai alles in Kooperation mit den Schulen. Du hast ein Büro, trainierst morgens die Kinder in Schulen, später dann die Nachwuchsmannschaften der Vereine. Das ist ein Neun- bis Zehn-Stunden-Job, den ich so nicht wollte.

Auf welchem Stand ist der Fußball in Dubai?

Kinder werden dort eher ins Training gebracht, weil die viel beschäftigen Eltern einen Zeitvertreib für sie brauchen. Da geht es oft nicht um die Leidenschaft am Sport. Zudem ist alles privat organisiert, da muss man für ein halbes Jahr Fußballtraining bis zu 2500 Euro bezahlen. Die Plätze gehören überwiegend den Schulen und müssen von den Vereinen gemietet werden.

Jetzt sind Sie zurück in Kassel. Was verbinden Sie mit Heimat?

Das ist sehr schwer. Seit die Kinder auf der Welt sind, war ich eigentlich nirgends länger als zwei Jahre, deshalb ist Umziehen, Zusammenpacken und Verkaufen fast schon Normalität für uns. Eigentlich ist meine Heimat in Stuttgart, aber dort haben wir nur meine Eltern und meine Schwiegereltern, keine Freunde. In Kassel waren unsere Kinder im Kindergarten und in der Schule, hier kennen wir die meisten Leute. Deshalb war das auch die erste Option. Vielleicht bleiben wir jetzt ja auch länger.

Auf dem Platz wirken Sie fit als hätte es keine Pause gegeben. Kennen Sie ein Wundermittel? Wenn ja, verraten Sie es uns?

Nein, kein Wundermittel. Es ist einfach so: Richtig raus aus dem Training war ich nie. Montags und mittwochs haben wir mit allen Trainern immer ein bisschen gekickt. Zudem war ich jeden Tag im Fitnessstudio. Auch wenn die Vorbereitung beim KSV nochmal etwas anderes ist, habe ich gemerkt, dass es von Woche zu Woche besser wurde.

Ist es ein schönes Gefühl, als Standard-Spezialist zurückzukommen?

Klar, das freut einen. Wir waren in dieser Saison bei Standards noch nicht so erfolgreich, und ich hoffe, dass ich das ändern kann. Aber ich bin natürlich nicht nur für die ruhenden Bälle zuständig, sonst würde ich, glaube ich, nicht spielen.

Die Konkurrenz im Zentrum ist groß. Wo sehen Sie sich?

Auf der Sechs oder auf der Zehn – je nachdem, wo ich gebraucht werde. Offensiv ist natürlich eher mein Ding, aber auch der Spielaufbau macht mir Spaß. Mit Sercan Sararer haben wir einen starken Spieler dazugewonnen, der – wenn er zu 100 Prozent fit ist – eine große Hilfe für den Verein sein wird.

Ihre Stärke ist gleich im Pokal gefordert. Worauf kommt es an?

Steinbach ist stark. Aber wenn du im Viertelfinale bist, willst du auch weiterkommen. Wenn es in der Liga schon nicht so weit nach oben geht, wollen wir im Pokal natürlich das Bestmögliche erreichen.

Inwiefern ist dieses Spiel Gradmesser für den Liga-Auftakt eine Woche später?

Natürlich ist der Start enorm wichtig. In den folgenden Englischen Wochen haben wir dann in kürzester Zeit die Chance, schnell da unten rauszukommen. Der Druck ist da, aber wenn wir Freiberg im ersten Spiel nach der Winterpause schlagen, dann kann daraus auch eine Dynamik entstehen.

Wie sind Ihre Pläne über die Saison hinaus. Erleben wir Sie auch noch mit 37 und 38 als Freistoß-Genie?

Mein Plan geht erstmal nur bis zum Sommer. Wenn das halbe Jahr aber gut läuft und ich weiter fit bleibe, würde ich eine Fortsetzung meiner Karriere sicher nicht ausschließen. (Frank Ziemke und Torsten Kohlhaase)

Zur Person

Alban Meha (36) wurde am 26. April 1986 in Titova Mitrovica im ehemaligen Jugoslawien geboren. Nach der Jugend bei den Stuttgarter Kickers kam er über Reutlingen und Trier nach Paderborn, wo er seine erfolgreichste Zeit mit dem Bundesliga-Aufstieg krönte. Weiteren Stationen in der Türkei, Saudi-Arabien und Jordanien folgte von 2019 bis 2021 seine erste Zeit beim KSV. Meha ist verheiratet und hat drei Kinder.

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