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„Kenne jede Ecke im Auestadion“

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Von: Torsten Kohlhaase

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Er kehrt zurück an seine alte Wirkungsstätte: Tobias Cramer war fünf Jahre lang in Kassel tätig und gastiert morgen mit dem VfR Aalen zum brisanten Duell beim KSV Hessen im Auestadion.
Er kehrt zurück an seine alte Wirkungsstätte: Tobias Cramer war fünf Jahre lang in Kassel tätig und gastiert morgen mit dem VfR Aalen zum brisanten Duell beim KSV Hessen im Auestadion. © imago/eibner

„Der Familie geht es gut. Und mir auch. Was braucht man da mehr?“ So beginnt das Telefongespräch mit Tobias Cramer, der sich dann aber schnell doch noch eine weitere Sache wünscht: „Am Samstag drei Punkte, die können wir natürlich auch gut gebrauchen“.

Der ehemalige Trainer des KSV Hessen betritt morgen altbekanntes Terrain, wenn er ab 14 Uhr im Auestadion mit dem VfR Aalen auf seinen Ex-Klub trifft. Es ist das Duell des 14. gegen den 16. – viel mehr Brisanz im Abstiegskampf geht nicht.

Bislang hat der 48-Jährige eine turbulente Saison hinter sich. Und irgendwie muss es ihm wie ein Deja-vu vorkommen. Damals in Kassel bekamen er und seine Mannschaft neun Punkte abgezogen, und auch diesmal in Aalen sind wieder neun Zähler futsch – wegen des Antrags auf Insolvenz-Eröffnung. „In Kassel war der Nachteil, dass wir die Minuspunkte erstmal aufholen mussten. In Aalen stehen wir schon wieder ordentlich da und haben weiterhin alle Chancen auf den Klassenerhalt. Das ist ein psychologischer Vorteil“, sagt Cramer.

Positive Nachrichten gibt es auch seitens der Finanzen. „Die Vorstandsmitglieder haben noch einmal Geld draufgelegt und gebeten, dass auch die Vereinsmitglieder den Klub unterstützen. Das sieht derzeit so gut aus, dass wir bis zum 30. Juni schuldenfrei sein können. Ende März, Anfang April dürfte dann auch das Insolvenzverfahren abgeschlossen sein“, so Cramer. Der Verbleib in der Regionalliga ist immens wichtig, da die geografische Konkurrenz enorm groß und die Qualität der Oberliga Baden-Württemberg im Falle eines Abstiegs brutal sei.

Aber erstmal steht die Rückkehr nach Kassel auf dem Programm. Also dorthin, wo er von 2014 bis 2019 wirkte. „Klar ist es ein besonderer Moment für mich. Ich kenne ja jede einzelne Ecke im Auestadion persönlich. Trotzdem stehen wir natürlich enorm unter Druck und müssen dringend punkten“, sagt Cramer, der mit seiner Mannschaft nach den drei Erfolgen gegen Koblenz, den FSV Frankfurt und Freiberg zuletzt wieder drei Niederlagen einstecken musste – 0:5 bei Barockstadt Fulda/Lehnerz, 2:4 in Balingen und vor einer Woche das 1:3 gegen Homburg. „Man kann drei Tore kassieren, und zu 80 Prozent ist uns das Spiel auch gut gelungen. Aber es fehlt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor“, macht Cramer das Problem aus. Zudem führten zwei bittere Fehler in der Defensive zu zwei Gegentoren.

Doch neben der Aufbruchstimmung in finanzieller Hinsicht macht dem Willinger die personelle Situation wieder Hoffnung. Torjäger und Publikumsliebling Steffen Kienle feierte zehn Monate nach seinem Achillessehnenriss sein Comeback und sorgte gegen Homburg gleich für das zwischenzeitliche 1:1. Auch Aalens bester Torschütze Sean Seitz wurde nach seiner Innenbandzerrung schon wieder eingewechselt. Mit Kapitän Alessandro Abruscia und dem Ex-Kasseler Sascha Korb sind indes zwei Spieler ins Training eingestiegen, die einen Großteil der Vorbereitung krankheitsbedingt verpasst haben.

„Wir müssen wieder mehr Druck aufbauen, den Gegner auch mal über fünf Minuten stressen. Das Hinspiel gegen den KSV haben wir zwar 3:0 gewonnen, aber es spiegelte nicht unbedingt die Kräfteverhältnisse wider. Kassel hat damals ein richtig gutes Spiel gemacht“, erinnert sich Cramer an das Duell Anfang September vergangenen Jahres. Die Entwicklung seiner Mannschaft würde aber noch weitere Zeit in Anspruch nehmen. Zuletzt saßen acht U23-Spieler auf der Bank, der VfR Aalen ist hinter den Reserve-Teams die jüngste Mannschaft in der Regionalliga Südwest. Und die will morgen drei Punkte einfahren. Viel mehr dürfte dann auch Tobias Cramer erstmal nicht brauchen.

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