Legionäre machten ihn stark: Philipp Müller spielt nun bei den Leipzig Kings

Philipp Müller hat es geschafft. Der 24-jährige Footballspieler, der zuvor bei den Eschweger Legionären aktiv war, gehört seit dieser Saison zu den Leipzig Kings.
Eschwege – Das Team aus Sachsen spielt in der European League of Football (ELF) und somit in der höchsten Football-Liga in Europa. 2021 wurde die Spielklasse ins Leben gerufen. Innerhalb von fünf Jahren soll die von TV-Moderator und Coach Patrick Esume als Hauptinitiator geförderte Liga auf 24 Mannschaften aus zehn bis zwölf Ländern erweitert werden.
Der 186 Zentimeter große und 131 Kilogramm schwere Defensivspieler hat sich mit einem Highlight-Video bei den Kings beworben. Müller, der eine Position in der Defensive Line bekleidet, überzeugte die Verantwortlichen durch seine Ballgewinne und Tackles im Trikot der Eschweger Legionäre.
„In der Folge wurde ich zu einem Leistungstest eingeladen“, erzählt Müller, der sich riesig freute, dass ihm das Team um Chefcoach Fred Armstrong sofort eine Festanstellung anbot. Von Donnerstag bis Sonntag verbringt der aus Gerstungen (Wartburgkreis) kommende Müller nun die Wochenenden in der Pleißemetropole.
Das erste Spiel direkt vor 8000 Zuschauern
Für seine harte Arbeit wurde er bereits belohnt. Im vergangenen Juli bestritt Müller in Polen sein erstes Spiel – und lieferte prompt. „Es war eine tolle Erfahrung durch einen riesigen Tunnel aufs Spielfeld zu rennen, um dann vor 8000 Zuschauer zu spielen“, erinnert sich Müller noch sehr genau zurück. Gegen die Panthers Wroclaw im Olympiastadion Breslau tackelte Müller gleich in seinem ersten Spielzug den Runningback.
„Da habe ich gleich Eindruck hinterlassen. Dabei war ich zuvor immer nur der aus der Dorf-Liga“, sagt Müller mit einem Lächeln. Drei weitere Partien folgten. An das Spiel bei den Berlin Thunder hat Müller aber keine guten Erinnerungen. Auf dem Rasen des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks passierte das, was jeder Sportler als absoluten Albtraum bezeichnet. Müller riss sich bei einem Tackle das vordere Kreuzband.
„Mein Fuß ist im Rasen hängen geblieben, das Knie hat sich während des Tacklings nicht weitergedreht – nur der Oberschenkel“, fasst Müller den Unglücksmoment zusammen: „Ich habe versucht, solch einer Verletzung ganz bewusst mit Stabilisationstraining vorzubeugen, aber ganz verhindern kann man im American Football diese Verletzung leider nicht.“
Philipp Müller musste wieder von vorne beginnen. Aber die Kings setzen auf ihn. Sein Defensivtrainer zieht ihn in die Analyse mit ein. Müller wird durch Training mit Wassertherapie unterstützt. „Ich will noch stärker zurückkommen“, sagt er und dabei weiß er, dass er es bereits schon einmal geschafft hat.
Eschweger Legionäre halfen Müller beim Comeback
Nachdem er sich bei den Erfurt Indigos im Jahr 2017 am Innen- und Außenband verletzte, schloss er sich im Folgejahr den Eschweger Legionären an.
„Aus der dritten Liga bin ich zu den Legionären gegangen, auch weil mein Vater dort gleichzeitig Headcoach geworden ist“, erinnert sich Müller, der von den Kreisstädtern damals bei seiner Reha unterstützt wurde: „Das war ein Riesenvorteil.“

Als er wieder auf den Beinen war, wurde Müller durch gezieltes Einzeltraining gefördert. Und in puncto Kraft legt er zu. 100 Kilogramm stemmte er ohne Probleme beim Bankdrücken 17-mal in die Luft. Ergebnis? Auf dem Platz wurde Müller besser und besser: „Es war eine fantastische Zeit.“
Obwohl der 24-Jährige nun bei den Leipzig Kings unter Vertrag steht, ist der Footballverrückte immer mal wieder bei den Trainingseinheiten der Legionäre mit dabei und motiviert die Talente des Eschweger Vereins: „Wenn man richtig trainiert, dann kann man es bis ganz nach oben schaffen. Auch Leute über 100 Kilogramm haben eine gute Chance, ein Team zu finden, das ist im Fußball definitiv nicht so. Beim American Football braucht man jeden Spielertypen.“
(Marvin Heinz)