Gasspeicher-Füllstände erreichen Rekordtief – Grund zur Panik besteht jedoch nicht
Die deutschen Gasspeicher haben sich aufgrund der tiefen Temperaturen an diesem Wochenende schnell geleert. Ein Grund zur Sorge ist das aber noch nicht.
Bonn – Die deutschen Gasspeicher leeren sich immer weiter. Der Wintereinbruch zum Wochenende hat die Lage noch verschärft. Auf der Website der Bundesnetzagentur wird die Lage zur Temperaturprognose als „angespannt“ bewertet. Das hat sogar dazu geführt, dass die Gasspeichermenge einen neuen Tiefstand seit Beginn der Heizperiode erreicht haben.
Gasspeicher: Füllstände stark gesunken
Am Samstag sank der Füllstand der deutschen Gasspeicher auf 86,5 Prozent. Das berichtet Business Insider unter Berufung auf Daten des Gasspeicherverbands GIE. Dieser Speicherstand wurde zuletzt am 5. September 2022 erreicht. Somit ist der Wert vom Wochenende ein Rekordtief in dieser Heizperiode.
Die sinkenden Temperaturen lassen die Gasspeicherstände immer weiter schrumpfen. Aber auch ausbleibende Importe sorgen dafür, dass Deutschland seine wertvollen Vorräte anzapfen muss. Wie unsere Grafik zeigt, hat der Verbrauch in den vergangenen Wochen immer wieder den Gas-Import überstiegen.
Gasmangel: Bundesregierung gibt Entwarnung
Grund zur Panik besteht jedoch nicht. Deutschland treibt den Ausbau der LNG-Terminals schnell voran. Sieben Flüssiggas-Stationen sind insgesamt geplant – zwei sogar schon in Betrieb. Damit soll die Gasversorgung auch ohne das Pipeline-Gas aus Russland gesichert werden.
Auch die Bundesregierung hält die Gefahr einer Lücke bei der Gasversorgung in diesem Winter für gering. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, wie der Bundestag am Donnerstag (19. Januar) mitteilte. Trotz des Wegfalls der Gasimporte aus Russland – 2021 waren es 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas – ergebe sich voraussichtlich „keine Gasversorgungslücke“.
Durch Einsparungen und Importe aus anderen Ländern wie Norwegen und den Niederlanden hätten die Speicher befüllt werden können, hieß es weiter. Selbst bei einem „überdurchschnittlich kalten Verlauf des restlichen Winters 2022/2023“ sei eine Versorgungslücke nicht zu befürchten. Gleichwohl gebe es weiterhin „ein erhebliches Einsparpotenzial beim Gasverbrauch“ – eine Reduktion um 20 Prozent sei „möglich und erstrebenswert“.
Sind LNG-Terminals überhaupt nötig? Bundesnetzagentur-Chef meldet Zweifel an
Am Freitag (20. Januar) merkte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sogar an, dass eventuell nicht einmal alle geplanten LNG-Terminals unbedingt notwendig seien. Es sei richtig, sich auch auf einen extrem kalten Winter vorzubereiten und „Redundanzen einzuplanen“, sagte Müller dem digitalen Medienhaus Table.Media. „Aber ich denke schon, dass man im Rückblick auf die ersten Winter ohne russisches Pipeline-Gas die Statistiken nochmal genauer anschauen wird.“
Müller führte an, dass zwar auch etwa für den Fall vorgesorgt werden müsse, „dass ein Terminal oder eine weitere Pipeline ausfällt“. Auch müsse der Bedarf der Nachbarländer berücksichtigt werden. Dennoch sei abzuwarten, „ob am Ende alle derzeit diskutierten Terminals realisiert beziehungsweise voll ausgelastet werden“. (ph/AFP)