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Gasversorgung: Energiesparvorgaben werden verlängert – Zittern vor dem nächsten Winter

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Von: Lisa Mayerhofer

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Energiepreisbremse
Die Gefahr eines Gasmangels in Deutschland mit verordneten Verbrauchseinschränkungen scheint vorerst gebannt. (Symbolbild) © Malte Christians/dpa

Bei der Gasversorgung in Deutschland mehren sich die Anzeichen für eine Entspannung der Lage. Doch Experten blicken schon mit Besorgnis auf den kommenden Winter.

Berlin/Bonn – Die Gefahr eines Gasmangels in Deutschland mit verordneten Verbrauchseinschränkungen scheint vorerst gebannt. Für den Rest des laufenden Winters hält die Bundesnetzagentur eine Gasmangellage für unwahrscheinlich. Auch beim Import ist Deutschland jetzt breiter aufgestellt: Seit sieben Wochen wird auch direkt in Deutschland angelandetes Flüssigerdgas (LNG) in die Ferngasleitungen gepumpt. Trotzdem bleibt Vorsicht geboten, warnen Experten.

Gasversorgung: Energiesparvorgaben werden bis Mitte April verlängert

So wurden auch die Vorgaben zum Energiesparen für Privathaushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bis zum 15. April verlängert. Der Bundesrat stimmte der längeren Geltungsdauer der entsprechenden Verordnung am Freitag einstimmig zu. In der bisherigen Fassung wäre diese Ende Februar ausgelaufen.

Die Sparvorgaben betreffen das Beheizen von Wohnungen und Schwimmbädern, die Höchsttemperaturen für Luft und Warmwasser in öffentlichen Arbeitsstätten sowie die Beleuchtung von Gebäuden, Denkmälern und Werbeanlagen.

In einer zusätzlichen Entschließung warnte der Bundesrat vor einer solchen Mangellage auch nach dem Ende der Einsparvorgaben Mitte April: Es müssten auch danach hinreichend hohe Füllstände der Gasspeicher sichergestellt werden – wenn nötig durch eine erneute Verlängerung oder ein Wiederinkraftsetzen der Einsparverordnung.

Studie warnt vor kommendem Winter: „Die Gefahr einer Unterversorgung bleibt real“

Auch in der die Studie „Monitoring der deutschen Gasbilanz“, welche das Beratungsunternehmen Prognos für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) erstellt hat, blicken Experten mit Besorgnis auf den kommenden Winter. Alle Sektoren müssten ihren Gasverbrauch gegenüber den jährlichen Durchschnittswerten der Jahre 2008 bis 2021 um mehr als 15 Prozent reduzieren, um eine Gasmangellage zu vermeiden, heißt es in der noch unveröffentlichten Studie, die dem Handelsblatt vorliegt. Einsparpotenziale gäbe es auch bei den Haushalten und im Gewerbe, beispielsweise über eine Senkung der Raumtemperatur.

„Die Gefahr einer Unterversorgung bleibt real“, sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dem Handelsblatt. Jens Hobohm von Prognos sagte der Zeitung, dass die aktuell entspannte Situation nicht als Signal der Entwarnung zu verstehen sein sollte: „Es wäre verkehrt, dies für selbstverständlich zu halten. Es werden weiterhin hohe Importe benötigt, und auch die Einsparungen sollten etwa auf dem Niveau bleiben, das wir bisher erreicht haben.“

Bundesnetzagentur pocht auf sparsamen Gasverbrauch

Auch die Bundesnetzagentur bleibt wachsam. Der Behörde zufolge lag der Gasverbrauch in Deutschland in der fünften Kalenderwoche 14,3 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Temperaturbereinigt habe der Wert 12 Prozent unter dem Referenzwert gelegen, „und damit im kritischen Bereich“. Als kritisch bezeichnet die Behörde die Lage, wenn temperaturbereinigt weniger als 15 Prozent Gas eingespart werden.

Die Netzagentur hält es für unwahrscheinlich, dass es in diesem Winter noch zu einer Gasmangellage kommt. „Gleichwohl bleibt die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 eine zentrale Herausforderung“, hieß es am Donnerstag im täglichen Gaslagebericht. „Deswegen bleibt auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig.“

Mit Material der dpa und AFP

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