1. Werra-Rundschau
  2. Wirtschaft

Bürokratie-Wahnsinn bremst Kinderkliniken aus - Lauterbach-Plan sorgt für Kopfschütteln

Erstellt:

Von: Lisa Mayerhofer

Kommentare

Karl Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). © Kay Nietfeld/dpa

Gesundheitsminister Lauterbach hat den Kinderkliniken für 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich versprochen. Doch die Klinikbetreiber verzweifeln am hohen bürokratischen Aufwand.

Berlin – Für Kinderkliniken war es bisher ein harter Winter: Viele Kinderpraxen und Kinderstationen waren wegen einer Welle an Atemwegsinfekten stark überfüllt. „Hohe Krankenstände und eine beispiellose Infektionswelle setzen vor allem Kinderkliniken unter Druck“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Ende Dezember dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er versprach finanzielle Hilfen und Entlastungen beim Verwaltungsaufwand.

Lauterbach verspricht überfüllten Kinderkliniken Hilfe

Für Kinderkliniken soll es demnach 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben. Die Krankenkassen würden aufgefordert, unter anderem Prüfungen durch den Medizinischen Dienst bis Ende Januar 2023 auszusetzen, machte Lauterbach deutlich. Das könne bei den Kliniken mehr Behandlungskapazitäten schaffen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft dankte Lauterbach im Dezember für die Initiative. Das Aussetzen der Einzelfallprüfungen entlaste spürbar, sagte Vorstandschef Gerald Gaß der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, sie dann nicht voll im Februar und März nachzuholen. Auch ein vorgeschlagenes befristetes Streichen von Vergütungsabschlägen bei kurzen Aufenthalten könnte tatsächlich dazu führen, dass Kinder – wenn medizinisch vertretbar – schneller nach Hause könnten. „Dann wären Kapazitäten frei für neue Patientinnen und Patienten.“

Förderungen: Kinderkliniken befürchten sogar Rückzahlungen

Doch was die angekündigten Gelder angehe, sei mittlerweile bei den Betreibern der Kinderkliniken Ernüchterung eingekehrt, berichtet die Welt. Dazu gehört der Krankenhausbetreiber Vivantes, der in Berlin zwei Kinderkliniken leitet. Laut Welt würde Vivantes aus Lauterbachs 300-Millionen-Euro-Budget einen Zuschlag von etwa 1,6 Millionen Euro pro Jahr erhalten. Doch in der Praxis sehe das anders aus: Demnach würde Vivantes zufolge wegen des hohen bürokratischen Aufwandes kaum etwas von dem Geld bei den betroffenen Kindern ankommen.

Beispielsweise gelte die Förderung nur für Kinder und Jugendliche, die bei der Aufnahme über 28 Tage und unter 16 Jahre alt sind. „Frühgeborene und andere kranke Neugeborene bleiben außen vor, obwohl gerade die Behandlung dieser kleinen Patienten besonders aufwendig und personalintensiv ist“, zitiert die Welt den Kinderklinikbetreiber. Dazu kommt, dass die Gelder nur für die Kinderstationen verwendet werden dürfen – der Betreiber rechnet aber die Ausgaben für etwa Apotheke, Küche oder Verwaltung situationsübergreifend ab und nicht „bestimmten Patientengruppen“ zu.

Ohne diese spezifischen Nachweise würden jedoch Rückzahlungen drohen. „Im Ergebnis könnten somit nicht nur die Zuschläge am Ende nicht in den Krankenhäusern ankommen, sondern sogar geringere Erlöse für die erbrachten Leistungen als zuvor“, zitiert die Welt Vivantes.

Gesundheitsministerium verteidigt Vorgaben für Förderung

Auch der private Klinikbetreiber Asklepios äußerte im Zusammenhang mit der geplanten Krankenhausreform Kritik. CEO Kai Hankeln sagte gegenüber der Zeitung: „Für die Kinderkliniken wird die Reform eine weitere Zunahme der Kontrollbürokratie der Krankenkassen nach sich ziehen, die ja eigentlich zum Wohle der kleinen Patienten zurückgefahren werden sollte.“

Das Bundesgesundheitsministerium verteidigte die Vorgaben gegenüber der Welt. Diese sollen eben vor allem dem Wohle der Kinder dienen. Der Zeitung teilte das Ministerium mit: „Vermieden werden soll, dass die Mittel für die Versorgung von erwachsenen Patientinnen und Patienten oder für investive Zwecke verwendet werden.“

Mit Material der dpa

Auch interessant

Kommentare