„Unanständig“: Mercedes-Benz beantragt Kurzarbeit – trotz Milliardengewinn

Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz hat ordentlich Geld verdient im vorigen Jahr. Trotzdem beantragt der Konzern Kurzarbeit für sein Werk in Bremen. Der Unmut ist groß.
Stuttgart – Der Autobauer Mercedes-Benz geht nach einem zuletzt starken Lauf vorsichtiger in dieses Jahr. Konzernchef Ola Källenius erwartet weniger Gewinn in den wichtigsten Bereichen, obwohl Absatz und Umsatz ähnlich hoch ausfallen sollen wie 2022.
Dank Luxusmodellen und Preiserhöhungen erzielte Mercedes-Benz im vergangenen Jahr deutlich mehr Gewinn im Vergleich zu 2021. Das Konzernergebnis lag bei 14,8 Milliarden Euro, wie der Stuttgarter Autobauer vergangenen Freitag mitteilte. Vorstandschef Ola Källenius mahnte dabei auch zur Vorsicht und machte klar, dass es nicht einfach so weitergehen könne.
Kurzarbeit für Mercedes-Werk in Bremen: 700 Mitarbeiter betroffen
Nun zeigt sich: Mercedes-Benz beantragt aktuell sogar Kurzarbeit für sein Werk in Bremen. Das bestätigte das Unternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Laut Betriebsrat sind von Anfang März an etwa 700 Mitarbeiter über 11 Arbeitstage betroffen. Das Werk in Bremen ist mit 12.500 Mitarbeitern eines der größten des Autobauers. Der Grund für die Kurzarbeit seien Lieferschwierigkeiten.
Die Nachricht sorgt in der Politik für Unmut: „Kurzarbeit und Milliardengewinne passen nicht zusammen“, sagte Dennis Radtke, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Sozialflügels, gegenüber der Zeitung. Denn: Kurzarbeit solle eingesetzt werden, um Fachkräfte in schwierigen Zeiten im Unternehmen zu halten. „Öffentliche Gelder für die Gewinnmaximierung zu verwenden, ist unanständig.“
Kurzarbeit trotz Milliardengewinne: Mercedes verteidigt sich
Schon im vergangenen Jahr haben Mercedes-Mitarbeiter einen zweistelligen Millionenbetrag an Kurzarbeitergeld erhalten. Das bestätigte ein Konzernsprecher der Zeitung, doch er verteidigte auch das Vorgehen seines Unternehmens: Das Kurzarbeitergeld werde ihm zufolge aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert, an der sich Mercedes und seine Beschäftigten seit Jahrzehnten beteiligen würden.
„Von 2010 bis März 2020 haben die Beschäftigten von Mercedes-Benz kein Kurzarbeitergeld bezogen. In den letzten zehn Jahren haben Beschäftigte und das Unternehmen einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt.“, so der Sprecher gegenüber der FAZ.
Mit Material der dpa