Zugeständnis an Putin: Erdogan untergräbt mächtigste Sanktionen des Westens
Putin und Erdogan, die Präsidenten Russlands und der Türkei, haben engere Wirtschaftskooperationen vereinbart. Eine davon untergräbt die wohl weitreichendste Sanktion des Westens.
Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält sich weiterhin alle Türen offen: Während in der Ukraine Krieg herrscht, hat er sich nach Angaben des Kremls mit Russlands Präsident Wladimir Putin auf eine verstärkte Zusammenarbeit unter anderem bei Wirtschaft und Energie geeinigt.
Treffen zwischen Erdogan und Putin: Stärkung der Zusammenarbeit
Bei ihrem Treffen in Sotschi am Schwarzen Meer vereinbarten die Staatschefs am Freitag laut Kreml „trotz der derzeitigen regionalen und globalen Herausforderungen“ einen Ausbau der Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Demnach einigten sie sich auf „konkrete Maßnahmen“ zur Stärkung der Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft, Industrie, Finanzen und Tourismus. Erdogan hatte vor dem Treffen gesagt, dieses werde „eine ganz neue Seite in den türkisch-russischen Beziehungen aufschlagen“.
Ukraine-Krieg: Die Rolle der Türkei zwischen Russland und dem Westen
Die Türkei kritisiert als Nato-Mitglied zwar den Angriff Russlands auf die Ukraine, schloss sich jedoch nicht an die Sanktionen des Westens an. Das Land spielt überdies bei der Vermittlung im Konflikt um Getreide-Exporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer eine Schlüsselrolle. Anfang vergangener Woche war nach mehrmonatiger russischer Seeblockade der erste Getreidefrachter aus der Ukraine gestartet.
In der Türkei selbst steckt Erdogan allerdings in einem großen Schlamassel: Wegen der galoppierenden Inflation und explodierenden Preisen in der Türkei sind immer mehr Menschen unzufrieden mit seiner Arbeit. Vor allem Türken mit geringem Einkommen können sich selbst einfache Dinge nicht mehr leisten.
Türkische Banken übernehmen russisches Zahlungssystem
Das Land ist überdies angewiesen auf russische Energieimporte – und russische Touristen, für die die Türkei ein beliebtes Urlaubsziel ist. Erdogan willigte wohl auch deshalb ein, russische Öl- und Gaslieferungen künftig in Rubel zahlen, vermeldet ntv.de. Darüber hinaus haben fünf türkische Banken das russische Zahlungssystem „Mir“ übernommen, berichtet das amerikanische Wirtschaftsmagazin Bloomberg.
Nach Sanktionen des Westens sind russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. Dieser Ausschluss gilt als das mächtigste Sanktionsinstrument des Westens, da es Russland komplett vom globalen Finanzverkehr abschneidet.
Nun ermöglicht Erdogan einen Austausch zwischen türkischen und russischen Banken. So können beispielsweise russische Touristen Geld an einem türkischen Geldautomaten abheben oder dort mit der Kreditkarte bezahlen, auch wirtschaftlicher Austausch ist so leichter möglich. (lma/AFP)